Die Schweizer fangen an zu träumen

Nach Siegen gegen Schweden, Kanada und Tschechien redet die Heimat schon vom WM-Sieg der »Nati«

  • Manuel Schwarz, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Schweiz ist das Team der Stunde bei der Eishockey-WM. Schweden, Kanada und Tschechien wurden von den »Eisgenossen« schon besiegt, jetzt kann die Truppe von Ex-DEL-Trainer Sean Simpson gar Gruppensieger werden.

Die Schweiz verzückt die Eishockeywelt und weiß nicht so recht, wie ihr geschieht. Mit famosen Siegen gegen Schweden, Kanada und Tschechien hat sich die »Nati« bei der WM in Stockholm ins Rampenlicht geschossen. »Eine Überraschung haben wir uns zugetraut, zwei vielleicht, aber drei sind sensationell«, fand der kanadische Trainer Sean Simpson nach dem 5:2 gegen Tschechien - durch das seine Spieler Geschichte schrieben: Noch nie hat eine Schweizer Nationalmannschaft bei einem wichtigen Turnier gleich drei der sechs großen Nationen bezwingen können. »Werden wir jetzt Weltmeister?«, träumte bereits das Boulevardblatt »Blick«.

»Die Schweizer Walze war auch von den Tschechen nicht aufzuhalten«, stellte die Prager Tageszeitung »Dnes« fest. Insgesamt 44 Weltmeistertitel, elf olympische Goldmedaillen, dazu 35 aktuelle NHL-Stars - die Trophäensammlungen und Kaderlisten der drei Spitzenteams hätten durchaus einschüchtern können. Doch nicht die Truppe um WM-Rekordteilnehmer Mathias Seger, die hinter ihrem ersten Turnierziel schon ein Häkchen machen kann. »Wir müssten nun sehr vieles falsch machen, um das Viertelfinale nicht zu erreichen«, sagte der Kapitän, der in Schweden und Finnland seine 15. Weltmeisterschaft bestreitet.

Davon hatte vor dem Turnier kaum jemand in der Schweiz zu träumen gewagt. Die Erwartungen an die »Nati« waren bescheiden, auch die beiden mühsamen Testspielerfolge gegen die deutsche Mannschaft (2:1 nach Verlängerung und 3:2 nach Penaltyschießen) boten keinen Anlass zur Euphorie. Diese setzt erst jetzt ein. »Viele Leute hier reiben sich schon ein wenig verwundert die Augen«, bemerkte Stürmer Martin Plüss.

Einer davon war Tschechiens Torhüter Alexander Salak, der nach der Niederlage durch drei späte Gegentore zu einem erstaunlichen Fazit kam. »Die Schweizer spielten heute furchtbar schlecht. Wir waren das viel bessere Team«, empfahl sich der Goalie nicht gerade für den Preis des fairsten Verlierers.

In der Tat waren die Schweizer - die im Gegensatz zur deutschen Mannschaft ihre Chancen eiskalt nutzten - effektiver als die Schweden (3:2) und hatten gegen Kanada (3:2 n.P.) Glück bei Schiedsrichterentscheidungen. »Wenn man sich ansieht, welche Tore die Schweizer geschossen haben und welche uns aberkannt wurden, spielt das auch eine Rolle«, sagte Bundestrainer Pat Cortina.

Den »Eisgenossen« soll's Recht sein. Gegen die schwächeren Nationen Slowenien, Dänemark, Norwegen und Belarus können Seger und Co. sogar den Gruppensieg perfekt machen. Selbstbewusst genug sind die Schützlinge des früheren DEL-Trainers Simpson inzwischen. Allerdings tut sich die Schweiz gegen kleinere Gegner oftmals schwerer als gegen die Großen. »Bis jetzt waren wir die Underdogs, nun gehen wir als Favoriten ins Spiel«, klagte Nino Niederreiter. Aber wer sagt denn, dass diese Schweizer nicht auch mit diesem Problem fertig werden.

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