Keine Herzchen in Moskau
Klaus Joachim Herrmann über das Verhältnis zweier Supermächte
Das amerikanische Sternenbanner und die russische Trikolore als gemeinsames Fähnchen in Herzform werden in Moskau sicher nicht so bald geschwenkt. Das letzte Mal sah man solches Kunstgewerbe aus USA- und Sowjetbanner bei einem Gipfeltreffen noch mit Gastgeber Michael Gorbatschow. Vor rund 25 Jahren wurde optimistisch das Ende des Kalten Krieges gefeiert. Heute ist man sich da nicht mehr ganz so sicher.
Die Dinge laufen derzeit sehr viel schlechter als recht. Das erinnert an alte Eiszeiten zwischen den Supermächten. Washington sperrt Konten und verweigert Einreisen unter Hinweis auf Menschenrechtsverletzungen. Moskau hält es mit Schwarzen Listen dann ebenso und stoppt Adoptionen von Waisenkindern. Es geht Zug um Zug, Schlag auf Schlag, mit Sanktion und Vergeltung.
Dialog tut not. Dies um so dringender, betrachtet man die Themen des USA-Außenministers John Kerry bei seinem Antrittsbesuch in Moskau. Dort geht es mit Syrien, Iran und der von den USA gewollten Raketenabwehr bereits um schwierigste Konflikte noch ganz anderer Reichweite. Deren Lösung ist nicht in zwei Tagen zu bewerkstelligen. Viel bleibt zu tun. Das müssen die Präsidenten bald selbst leisten. Aber atmosphärisch wurde etwas vorgearbeitet. Eine Begegnung Kerrys mit sowjetischen Kriegsveteranen am Vorabend des Tages des Sieges ließe sich als Erinnerung an Zeiten besserer Zusammenarbeit deuten.
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