Alles auf den Prüfstand

Früherer Basketball-Serienmeister Alba Berlin steht wieder vor einem personellen Umbruch

  • Thomas Wolfer, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Alba Berlin steht erneut vor einem Neuaufbau. Nach dem Erstrundenaus in den Playoffs gegen Bayern München herrscht beim früheren Serienmeister Frust.

Nach dem ernüchternden Saisonende kommt bei Alba Berlin alles auf den Prüfstand. »Die Frage ist, warum wir in den wichtigen Play-offs nicht unser Leistungsniveau erreichen konnten. Darauf habe ich noch keine Antwort. Das werden wir jetzt, sicher auch emotional, gemeinsam analysieren«, sagte Berlins Geschäftsführer Marco Baldi. Die glatte 0:3-Pleite gegen Bayern München im Playoff-Viertelfinale der Basketball-Bundesliga wiegt schwer - schon wieder droht beim einstigen Serienmeister ein personeller Umbruch. Zumindest Trainer Sasa Obradovic wird aber wohl eine zweite Chance bekommen.

»Ich habe noch einen gültigen Vertrag«, sagt Obradovic. Für die Fortsetzung seines Engagements wünscht er sich aber wohl eine schlagkräftigere Truppe mit einer größeren Spielerrotation. Dass der Klub an ihm festhält und nicht von einer Ausstiegsklausel Gebrauch macht, gilt als wahrscheinlich. »Das erste und wichtigste ist, dass wir diese sehr extreme Saison Revue passieren lassen und uns mal tief in die Augen schauen«, sagte Baldi: »Man muss sich einig sein und gemeinsam mit Energie in die Zukunft gehen.«

Erst vor der Saison war der ehemalige Profi Obradovic in der Hauptstadt angetreten, um die Albatrosse in die Zukunft zu führen. Mit dem Pokalsieg bescherte er Berlin im März den ersten Titel seit 2009 und erreichte mit seiner Mannschaft die Top16-Runde der Euroleague. Doch am Ende bleibt nur die Ernüchterung, dass es schon wieder nicht zur Meisterschaft gereicht hat.

»Das ist schon wirklich ein bitteres Ende, deswegen ist die Gefühlslage sehr gemischt. Ich bin jetzt 23 Jahre in meiner Funktion bei Alba, das war die intensivste Saison von allen«, sagte Baldi einen Tag nach dem 83:89 in München, womit das frühe Ende der Saison besiegelt war. Insgesamt 63 Pflichtspiele absolvierten die Berliner seit Oktober - so viele wie nie zuvor. »Mehrere Leistungsträger sind ausgefallen, wir mussten reagieren, dadurch gab es immer wieder Unruhe. Das war alles nicht so leicht«, sagte Baldi.

Nun droht ein personeller Umbruch. Mal wieder. Einen Vertrag für die kommende Saison hat neben den Nachwuchskräften nur Nationalspieler Heiko Schaffartzik. »Wir haben bei vielen Spielern Optionen, aber viele Verträge laufen auch aus. Da kann man einen Umbruch nicht ausschließen«, sagt Baldi: »Bei Kontinuität ist auch immer die Frage, ob man sich das wirtschaftlich erlauben kann. Wenn Spieler sehr gute Angebote haben, wird es schwierig.« In Europa ist Alba finanziell nur ein kleiner Fisch gegen die Schwergewichte aus Russland, Spanien oder Griechenland.

»Mit ein wenig Abstand« will Baldi gemeinsam mit Obradovic und Sportdirektor Mithat Demirel in den nächsten Tagen alles analysieren, danach werden die ersten Personalfragen geklärt. Aber wenn es in wenigen Wochen um die Vergabe der Meisterschaft geht, werden die Albatrosse wieder nur Zuschauer sein. Zuletzt hatten die Berliner 2008 den Titel geholt, jetzt gab es zum zweiten Mal den frühen K.o. in der ersten Runde. »Wir haben nicht unseren besten Basketball gespielt, das soll sich schnell wieder ändern«, beschwörte Baldi. Mal wieder.

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