Hühnchen für den »fetten Clown«
Im Finale der Europa League kämpft Chelsea Londons Trainer Rafa Benítez um die Ehre, Benfica Lissabon gegen einen Fluch
Ein Jahr nach dem Triumph in der Champions League gegen die Bayern will Chelsea London heute die »kleine« europäische Trophäe in den Nachthimmel von Amsterdam recken. »Wenn du mal einen Titel gewonnen hast, kriegst du Hunger auf mehr«, sagt Verteidiger David Luiz: »Im letzten Jahr gab es ein gutes Steak. In diesem Jahr zumindest Hühnchen.« Immerhin: Im Finale der Europa League gegen Benfica Lissabon kann Chelsea viele Seiten der Fußball-Geschichtsbücher neu schreiben.
Als erster Klub könnten die Londoner für zehn Tage - bis zum Showdown in der Champions League zwischen dem FC Bayern und Dortmund - im Besitz beider Europapokale sein. Als fünfter Klub nach den Bayern, dem FC Barcelona, Ajax Amsterdam und Juventus Turin könnten sie zusammen mit dem Pokalsiegercup alle drei Europapokale in der Vitrine stehen haben. Und Rafa Benítez könnte als erster Trainer nach Udo Lattek mit einem dritten Klub einen Europapokal holen.
All das trieb die Londoner an, in einer Saison, die nach ihren Maßstäben zum Vergessen war. In der Liga waren sie gegen beide Manchester-Klubs chancenlos, das Finale der Klub-WM verloren sie gegen Corinthians Sao Paulo, im FA-Cup und im Ligapokal war im Halbfinale Schluss. »Es fühlt sich schon ein anders an als Champions League«, sagt Torhüter Petr Cech: »Aber wir behandeln den Wettbewerb mit Respekt.«
Für Benítez bedeutete es eine Menge Arbeit, die Truppe nach dem ersten Vorrundenaus eines Titelverteidigers in der Champions League für die Europa League zu erwärmen. »Die Motivation war am Boden«, äußerte der Spanier: »Aber ich kannte den Wettbewerb und habe das Team dafür begeistern können.« Benítez gewann 2004 mit dem FC Valencia den UEFA-Cup und führte den FC Liverpool ein Jahr später zum Triumph in der Champions League.
Seinen Job wird der 53-Jährige nicht mehr retten können, Nachfolger wird wohl sein Erzfeind José Mourinho. Doch Benítez könnte seine Ehre retten. Hatten ihn die Fans bei seinem Amtsantritt im November doch als »fetten Clown« verspottet und ihm - wegen der Feindschaft zum geliebten Mourinho - nie eine Chance gegeben.
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