IG Metall will nicht streiken

Zufriedenheit bei Bossen und Gewerkschaft nach Abschluss für Metallbranche

  • Gesa von Leesen
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine zweistufige Lohnerhöhung und eine Laufzeit von 20 Monaten: Der Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie stößt nicht nur auf Begeisterung.

Die Trillerpfeifen sind eingepackt. In Bayern haben sich IG Metall und Arbeitgeber geeinigt: Es wird keinen Arbeitskampf geben. Nun können alle guten Gewissens in die Pfingstferien aufbrechen, denn das bayerische Ergebnis, das 5,6 Prozent Lohnerhöhung verteilt auf de facto 18 Monate vorsieht, soll laut IG-Metall-Hauptvorstand von den anderen Ländern übernommen werden - und dann wird es das wohl auch.

Erstmals seit 1995 durfte Bayern den Pilotabschluss in trockene Tücher packen. Demnach sollen die bundesweit 3,7 Millionen Beschäftigten im Mai und Juni keine Lohnerhöhung bekommen, zum 1. Juli steigt der Lohn um 3,4 Prozent, zum 1. Mai 2014 dann um 2,2 Prozent. Der Tarifvertrag endet am 31. Dezember 2014.

Gefordert hatte die IG Metall ursprünglich 5,5 Prozent für zwölf Monate, die Arbeitgeber boten anfangs ab Juli 2,3 Prozent für 13 Monate. Mit der langen Laufzeit haben die Arbeitgeber sich also durchgesetzt. »Das war uns viel wert, gerade in den Zeiten, in denen wir uns gerade befinden«, so Gesamtmetallpräsident Rainer Dulger.

Die Gewerkschaft verkauft als Erfolg, dass sie die Arbeitgeberforderung, die Tariferhöhung je nach betrieblicher Lage flexibel umzusetzen, abgewehrt hat. Allerdings können ein einzelner Betrieb und die IG Metall bei wirtschaftlichen Problemen sowieso Sonderregelungen verhandeln. Vorsitzender Berthold Huber sprach von einem guten Verhandlungsergebnis. »Die Beschäftigten werden mit 5,6 Prozent höheren Entgelten über die gesamte Laufzeit fair und angemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt.« Das ist falsch, die Beschäftigten bekommen nicht über die gesamten 20 Monate Laufzeit 5,6 Prozent mehr, sondern ab dem 1. Mai 2014. Huber will offenbar die Ziffer »Fünf« möglichst oft aussprechen.

Der Abschluss kommt nicht überall gut an. Zwar haben einige Bezirksleiter von IG Metall Küste und von Mitte das Ergebnis begrüßt. In dem Bezirk mit den meisten Warnstreiks, in Baden-Württemberg, ging es gestern in der Großen Tarifkommission allerdings überraschend heftig zur Sache. Vor allem Betriebsräte der Autokonzerne im Ländle kritisierten das Ergebnis. Einige sollen erklärt haben, man sei am Morgen in der Werkshalle beschimpft worden, befürchte Austritte. Es stand wohl auch die Frage im Raum, seit wann das Jahr 20 Monate habe. Abgesegnet wird der Abschluss am Ende auch im Südwesten - in manchem Betrieb läuft es nicht so gut.

Giovanni Conforti, Betriebsratschef des schwäbischen Drehmaschinenbauers Index-Werke, berichtet, seine Vertrauensleute fänden den Abschluss »im Großen und Ganzen okay«. Kritisiert wurden die Nullmonate Mai und Juni. Wenigstens eine Einmalzahlung hätte geholt werden müssen. Eigentlich sei man aber froh über den Abschluss. »Wir sehen ja, dass die Aufträge zurückgehen.« Kommentar Seite 4

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