Hybrid für die Großfamilie
Toyota Prius+
Seit 1997 verkauft Toyota seine Interpretation des politisch korrekten Automobils - den Hybrid-Pkw. Und hat mit seinem Vorzeige- modell Prius nicht nur auf dem Heimatmarkt Japan, sondern noch dazu ausgerechnet in den gallonentankenden USA einen Verkaufsschlager gelandet. Mittlerweile haben die Japaner mehr als fünf Millionen dieser Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor verkauft. In Deutschland brachte Toyota 2012 samt Schwestermarke Lexus 15 000 Fahrzeuge an den Mann oder die Frau, was sich unter den gut drei Millionen zugelassenen Pkw allerdings kümmerlich ausnimmt.
Wer bisher neben dem höheren Anschaffungspreis beklagte, dass es Toyota-Hybride nur in kleinen Abmessungen gibt, findet mittlerweile im Prius+ den ersten familientauglichen Hybrid: 4,62 Meter misst der Beinahe-Kombi in der Länge, und mit seiner ausklappbaren dritten Sitzreihe ordnet er sich in die Klasse von Opel Zafira, VW Touran oder Renault Grand Scenic ein. Mit einem einfachen Trick haben die Konstrukteure Raum geschaffen in dem Midi-Van, den es ab 29 900 Euro zu kaufen gibt. Statt wie beim »normalen« fünfsitzigen Prius verbauen sie den Lithium-Ionen-Akku aufrecht zwischen Fahrer- und Beifahrersitz, weswegen sich in der dortigen Mittelkonsole entsprechend wenig Stauraum bietet, hinten aber immerhin 784 Liter Kofferraum gestatten, die bei Siebenmann-Belegung allerdings auf dürftige 232 Liter schrumpfen. Immerhin lassen sich alle drei Sitze der zweiten Reihe um bis zu 18 Zentimeter verschieben - lobenswert.
Wer den Startknopf betätigt, wartet vergeblich auf das gewohnte Anspringen des Motors. »READY« steht in grünen Lettern auf der mittig angeordneten Instrumententafel. Die CVT-Automatik (kontinuierliche variable Übersetzung) wird mittels Wahlhebel gesteuert. Neben den üblichen Modi D, R und N gibt es auch noch B, das vor allem bei Bergabfahrten für noch mehr Energiegewinnung sorgen soll. Dabei kann der Prius+ mit 1,8-Liter-Benziner (99 PS), mit dem Zweigeneratoren-Elektromotor (36 PS) oder eben beiden Triebwerken in Kombination gefahren werden.
Bis zu 50 km/h soll das Auto laut Hersteller bei zurückhaltender Fahrweise im reinen Elektro-Betrieb schaffen, im nd-Test allerdings schaltete sich spätestens bei 35 km/h der Benziner dazu. Dennoch vermittelt das beinahe geräuschlose Gleiten bis dahin ein wohltuendes Gefühl, ebenso das Tanken. Im Test gelangen selbst im Stadtverkehr Werte nahe dem angegebenen Durchschnittsverbrauch von 4,1 Litern.
In der Stadt macht der Prius+ richtig Spaß, auf der Landstraße hingegen wird es beim Überholen mangels Durchzugstärke schon ziemlich schwierig. Auf der Autobahn wird der Prius+ wegen seiner CVT-bedingt hohen Drehzahlen derart laut, dass sich längeres Gaspedaldurchtreten bei der Spitzengeschwindigkeit von 165 km/h quasi von selbst verbietet - was am Ende jedoch dem Verbrauch nur zuträglich ist, ebenso wie die stetige Anzeige, ob gerade besonders viel Strom verbraucht oder eben rekuperiert (wiedererlangt) wird, auf wundersame Weise zur Zurückhaltung zwingt. Dank gelungener Details wie Panoramaglasdach, Head-Up-display (Geschwindigkeitsanzeige in der Frontschutzscheibe) sowie marktüblicher Ausstattung und Assistenzsysteme wird der bieder designte Japaner auch im hybridskeptischen Deutschland seine Kundschaft finden.
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