- Kommentare
- Meine Sicht
Uniformen verbieten
Andreas Fritsche findet die Idee der CDU halbherzig
Ein generelles Verbot militärischer Symbole würde ich begrüßen. Die Berliner CDU will allerdings nur NVA-Uniformen von der Straße verbannen. Angeblich, weil ein NVA-Fasching bewusst Opfer des SED-Regimes provozieren wollte. Diese Behauptung zeigt: CDU-Politiker haben entweder von der Denkweise ehemaliger NVA-Offiziere keine Ahnung oder ihnen sind Tatsachen egal, wenn sie sich mit einem Parteitagsbeschluss profilieren möchten.
Anlass für den Beschluss am Sonnabend ist ein Aufzug eines NVA-Traditionsverbandes am 9. Mai am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow. Die Herren in Uniform wollten am Tag des Sieges über den Faschismus gefallene Soldaten der Roten Armee ehren. Irgendwelche anderen Opfer zu provozieren war gewiss nicht ihre Absicht. Auf das Konto der NVA gehen keine Opfer, da diese Armee nie Krieg führte; im Gegensatz zur Bundeswehr, die Auslandseinsätze absolviert und deren Soldaten dabei Menschen töten. Opfer der DDR-Grenztruppen (Stichwort: Mauerschützen) sind der NVA nicht anzurechnen, da die Grenztruppen nicht zur NVA gehörten.
Schwieriger wird es bei Uniformen des Stasi-Wachregiments, die am 9. Mai angeblich auch in Treptow zu sehen waren. Zweifellos gibt es Stasi-Opfer. Aber ich will mich einem Uniformverbot ja nicht verschließen. Es sollte nur für jegliche militärische Tracht gelten. Wenn Schulpforten für Werbeoffiziere der Bundeswehr künftig verschlossen bleiben, würde mich das auch freuen. Schließlich störte es mich als Jugendlicher in der DDR schon ein wenig, immer wieder von Lehrern und vom Wehrkreiskommando belästigt zu werden. Ich sollte ungeachtet meiner Neigungen und fehlender Eignung fürs Kommandieren Politoffizier werden, wo es doch damals mein Wunsch war, Deutsch und Geschichte zu unterrichten. Es mag absurd klingen, ein generelles Uniformverbot zu empfehlen. Aber die CDU-Attacke auf NVA-Uniformen ist auch absurd. Der Kreis der Menschen, die sich solche Tracht heute noch freiwillig überstreifen, ist schließlich extrem begrenzt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.