Branchentarif gilt immer seltener
Tarifbindung immer häufiger auf Firmenebene
Nürnberg (dpa/nd). Für immer weniger Beschäftigte in der Bundesrepublik gilt nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern ein sogenannter Branchentarifvertrag. So seien im Jahr 2012 nur noch 53 Prozent der westdeutschen und 36 Prozent der ostdeutschen Mitarbeiter unter eine branchenweite Tarifbindung gefallen, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Montag. Seit 1996 erhebt das IAB Daten zur Tarifbindung für Ost- und Westdeutschland. Damals arbeiteten noch 70 Prozent der Beschäftigten in den alten und 56 Prozent in den neuen Bundesländern in Betrieben, in denen ein Branchentarifvertrag galt, so die Ergebnisse der der Bundesagentur für Arbeit angegliederten Forschungseinrichtung.
Eine Tarifbindung bedeutet, dass die Gewerkschaften in Verhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden Löhne und Arbeitsbedingungen für eine komplette Branche aushandeln. Diese gelten dann für die Beschäftigten des gesamten Wirtschaftszweiges.
Die Arbeitsmarktforscher rechnen in den kommenden Jahren mit einer weiteren Lockerung der Tarifbindung. »In der langen Sicht ist die rückläufige Tendenz eindeutig«, betonen Susanne Kohaut und Peter Ellguth in einer aktuellen Mitteilung des IAB. Tiefergehende Analyse relativierten demnach aber zugleich diese Einschätzung. So hätten im Jahr 2012 rund 20 Prozent der westdeutschen und 25 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten in Betrieben gearbeitet, die sich dennoch an einem Branchentarifvertrag orientierten. Zudem gebe es immer häufiger Firmentarifverträge, so die Forscher.
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