Chefsache Datenklau
Uwe Kalbe über Datenklau und Spionage von Internet-Daten
Die Vorstellung, dass ein US-Geheimdienst womöglich den gesamten privaten Datentransfer sozialer Netzwerke und vielleicht noch einiges darüber hinaus abschöpft, ruft angemessene Aufregung hervor. Und dass amerikanische Politiker bei ersten Rechtfertigungsversuchen darauf hinweisen, personenbezogene Daten von US-Bürgern seien geschützt, nur die von Ausländern nicht, macht die Empörung speziell in Europa umso angebrachter. Weshalb jetzt die hiesige Politik reagiert. Mit dem scharfen Instrument der »Chefsache«.
So hat es Regierungssprecher Seibert namens der Bundeskanzlerin erklärt und so ist es nahezu unabweisbar in erregten Reden im EU-Parlament von Kommissionspräsident Barroso gefordert worden. Die Chefsache ist die einzig angemessene Form, dem Ausspionieren potenziell aller EU-Bürger und dem angeblich besonders intensiven Ausschnüffeln der Deutschen entgegenzutreten. Sachlich nämlich. In aller gebotenen Ruhe wird deshalb jetzt gefordert, die Daten europäischer Bürger nicht weniger gut zu schützen als alle anderen Daten − nach dem Klau. Wenn also US-Präsident Obama auf seinem bevorstehenden Europatrip über die verschiedenen roten Teppiche marschiert, muss er damit rechnen, dass darunter immer ein klein wenig diese Chefsache herauslugt. Bevor sie in den anschließenden Gesprächen wieder darunter gekehrt wird.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.