Großes Geschäft mit den kleinen Apps

Google kauft Navigationssoftware Waze für eine Milliarde Dollar/ Markt für mobile Anwendungen wächst rasant

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Internetgigant Google kauft den Navigationsdienst Waze. Für die Anwendung legt der Konzern angeblich eine Milliarde US-Dollar hin. Das Geschäft mit Apps für Smartphones und Tablets boomt, auch wenn nur wenige Unternehmen daran verdienen.

Am Ende behielt Google die Nase im Bieterwettstreit mit Facebook und Apple vorne. Der US-Technologiekonzern gab auf seinem Firmenblog die Übernahme des israelischen Navigationsdienst Waze bekannt. Zwar nannte Google keine Kaufpreis, doch das »Wall Street Journal« berichtet von einer Summe von rund einer Milliarde US-Dollar. Unrealistisch ist diese Zahl nicht. In der IT-Branche fließen häufig hohe Geldbeträge.

Zuletzt übernahm im Mai Google-Konkurrent Yahoo den Bloganbieter Tumblr für für 1,1 Milliarden US-Dollar. Bei Waze handelt es sich allerdings nicht um eine Internetplattform, sondern um eine Applikation - kurz App - also ein Programm für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tabletcomputer. Die Navigationssoftware ist eine Art soziales Netzwerk für Autofahrer, die aktuelle Hinweise über Baustellen, Unfälle, Staus und Benzinpreise übermittelt, die von den Nutzern selbst stammen. Laut eigenen Angaben wird Waze von mehr als 50 Millionen Menschen weltweit genutzt. Da die App selbst kostenlos ist, finanziert sie sich über Werbeeinblendungen und den Verkauf von Kartenmaterial.

An dem Dienst war laut Branchenberichten 2011 auch Microsoft interessiert. Laut der Technikwebseite »Boy Genius Report« investierte das Unternehmen aus Redmond vor zwei Jahren 25 Millionen US-Dollar in das damals noch junge Unternehmen. Obwohl Meldungen mit Milliardensummen in der Internetbranche immer wieder für Aufmerksamkeit sorgen und allein die App-Branche insgesamt betrachtet jährlich Milliarden umsetzt, verteilen sich die Gewinne doch sehr ungleich. Die Konkurrenz auf dem Markt ist groß. Allein für Apple-Geräte gibt es 850 000 Apps.

An praktisch jeder verkauften App verdienen zunächst Google oder Apple. Da die Betriebssysteme der zwei Unternehmen laut Zahlen des Marktforschungsinstitutes Gartner auf rund 93 Prozent aller Smartphones installiert sind, findet der Softwarevertrieb größtenteils über die dazugehörigen Plattformen »Apple App Store« und »Google Play Store« statt. Von jeder verkauften App kassieren die Unternehmen 30 Prozent Provision, wobei sich bei Google deutlich mehr kostenlose Apps im Angebot finden lassen.

Apple lässt auf seinen Geräten nur Programme zu, die nach einer intensive Vorabprüfung über die eigene Plattform vertrieben werden. Will ein Programmier eine App für iPhone und iPad entwickeln, ist er an Apples Vertriebssystem gebunden. Für den Konzern geht diese Rechnung auf. Fast 20 Milliarden Apps wurden 2012 im App Store heruntergeladen. Im ersten Quartal 2013 erzielte Apple einen Umsatz von 1,48 Milliarden US-Dollar mit dem Verkauf der kleinen Programme, bei Google waren es rund 700 Millionen.

Auf Seiten der Entwickler verdienen nur wenige Unternehmen wirklich viel Geld durch den Verkauf der Minianwendungen. Zu den Gewinnern im Jahr 2012 gehörten vor allem Spiele. So stammten acht von zehn der meistverkauften Apps für das iPhone im vergangenen Jahr aus dieser Kategorie. Bei Google sieht es nicht viel anders aus.

Aktuelle Zahlen zum Verdienst eines Entwicklers gibt es kaum. In der Branche kursieren vor allem Erfolgsmeldungen. Laut einer Branchenstudie aus dem Jahr 2011 verdienten 30 Prozent der Entwickler nur etwa 700 Euro an einer App. Aus von Apple veröffentlichen Daten lassen sich einige weitere Rückschlüsse ziehen. So erklärte der Konzern, er habe 2012 sieben Milliarden US-Dollar an Entwickler ausgeschüttet. Allein 100 Millionen US-Dollar gingen an die Entwickler von nur zwei Spielen.

Allerdings wurde der Erlös hier nicht direkt durch den Verkauf der Apps erzielt. Die beiden Spiele gehören zur immer stärker wachsenden Kategorie der so genannten Freemium-Apps. Dabei ist das Programm für den Nutzer zunächst kostenlos. Allerdings kann man sich innerhalb der Anwendung zusätzliche Funktionen dazukaufen, wie etwa zusätzliche Spielewelten oder besondere Gegenstände. Solche Extras kosten häufig weniger als einen Euro.

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