Das Chlorhuhn

Simon Poelchau über das EU-Freihandelsabkommen mit der USA

  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist beschlossene Sache: Die Mitglieder der Europäischen Union einigten sich am späten Freitagabend darauf, mit den USA Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zu beginnen.

Noch bis kurz vor Schluss schien es so, als ob Luc Besson, Edith Piaf und Co. die Entstehung der weltgrößten Freihandelszone verhindern könnten. Frankreich wähnte seine Kulturindustrie in Gefahr. Nun wurden Paris Zugeständnisse gemacht. EU-Kommissionspräsident José Barroso freut sich schon. Er hofft auf 400 000 neue Arbeitsplätze in der EU und einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 120 Milliarden Euro pro Jahr auf Grund des angestrebten Abkommens. Ende gut, alles gut? Leider nein. Denn der erhoffte Impuls für Europas Wirtschaft ist vor allem neoliberales Wunschdenken. Die Wirtschaftsleistung der EU ist am Boden, weil es auf Grund der allgegenwärtigen Sparmaßnahmen an Binnennachfrage mangelt und nicht, weil sie nicht wettbewerbsfähig wäre.

Dafür werden im Rahmen eines Freihandelsabkommens aber Standards für Umwelt- und Verbraucherschutz in Europa gesenkt werden. So sind in den USA gentechnisch veränderte Lebensmittel erlaubt. Auch sind in den Vereinigten Staaten Chlorhühner schon Gang und Gäbe. Weil in US-Schlachthöfen nämlich laxe Hygienevorschriften gelten, muss das Geflügel hinterher mit Chlor desinfiziert werden. Guten Appetit!

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