Hundt ist weg

Dieter Hundt hört als Präsident der BDA und des VfB Stuttgart auf

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Es wäre fast eine ganz normale Verbandsnachricht gewesen: »Arbeitgeberpräsident Hundt schlägt Kramer als Nachfolger vor«, meldete gestern dpa. Eine kleine Sensation war die Meldung aber schon, schließlich war Dieter Hundt als Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) seit 1996 so etwas wie der Bluthund des Kapitals. Doch mit 74 Jahren ist Hundt nicht mehr der Jüngste und ein Rücktritt verständlich. Ob sein designierter Nachfolger, der etwas farblos wirkende Nordmetall-Chef Ingo Kramer, ihm in Sachen Scharfmacherei künftig das Wasser reichen kann, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

Es hört sich also alles nach einem altersbedingten Rückzug an. Wären da nicht die Begleitumstände. Denn erst am Montag hatte Hundt seinen Posten als Aufsichtsratschef des schwäbischen Fußballvereins VfB Stuttgart aufgegeben. Mit sofortiger Wirkung. Vorangegangen war dem ein offener Streit mit allen anderen Mitgliedern der Vereinsführung. Beim BDA hat es wohl weniger gekracht. Hundt kann sich hier mit seinem Rückzug Zeit lassen. Er kandidiert im November einfach nicht mehr als Präsident und will kommenden Montag - im Einvernehmen mit den Vizepräsidenten - Ingo Kramer als Nachfolger vorschlagen.

Ganz freiwillig ist der Rückzug beim BDA allerdings nicht: Hundt bekommt das politische Klima nicht mehr so gut. »Es darf auf gar keinen Fall ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn festgelegt werden, auch nicht unter einem anderen Etikett«, bläffte Hundt erst Ende März in einem Interview mit der »Welt«. Dabei ist die gesetzliche Lohnuntergrenze nicht die einzige Baustelle, die ihm zu schaffen macht, seit alle Parteien außer der FDP die soziale Frage als Wahlkampfthema entdeckt haben. Zwar sprach sich Bundeskanzlerin Angela Merkel noch nicht für eine Reichensteuer aus, aber da seine Lieblingskanzlerin mittlerweile fast jede Idee der Opposition abkupfert, kann Hundt sich auch auf sie nicht mehr ganz verlassen. Und so wird es offenbar Zeit, dass aus dem Kampfhund ein Schoßhund wird, der dösend vorm Kamin liegt.

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