Knapp vorbei

Klaus Joachim Herrmann über den deutsch-russischen Eklat in St. Petersburg

  • Lesedauer: 1 Min.

Ein fatales Zeichen wurde in St. Petersburg gerade noch vermieden, größerer Schaden abgewendet, es ging am Eklat knapp vorbei. Die »Bronzezeit«-Ausstellung kam wieder in den Zeitplan. Das war bitter nötig. Wie kaum etwas anderes taugt die »Beutekunst« als Gradmesser der deutsch-russischen Beziehungen. Sie hat höchsten Symbolwert für die Vergangenheit ebenso wie in der Zukunft. Abstand und Nähe lassen sich verdeutlichen, Trennung und Zuwendung, Freude und Ärger.

Die im Gefolge des Zweiten Weltkrieges aus dem geschlagenen Deutschland in die siegreiche Sowjetunion verbrachten Kulturgüter werden von Berlin zurückgefordert. Moskau hält den historisch Schuldigen an Überfall, Mord und Vernichtung unermessliche Verluste entgegen. Der Kreml betrachtet die »Beutekunst« als russisches Gut, die Staatsduma hat das vor Jahren zum Gesetz erhoben. Ausgerechnet in St. Petersburg, das im Krieg Leningrad war, wollte Putin das nicht diskutieren lassen.

Er will das übrigens auch nicht bei seiner »gelenkten Demokratie«, dem Umgang mit der Kanzlerin-nahen Adenauer-Stiftung oder Homosexuellen. Die Turbulenzen um die Ausstellung verweisen nach innen und außen gleichermaßen darauf, dass sich der Mann im Kreml nicht alles gefallen lassen will. Das meint sicher mehr noch die schon demonstrative Isolierung im Syrienkonflikt und die als unredliche Vorführung empfundenen Vorschläge Obamas zur atomaren Abrüstung.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -