Werbung

»Tempora«: Britischer Geheimdienst schöpft »Unmengen« Internetdaten ab

»Sie sind schlimmer als die USA«: Zeitung enthüllt unter Berufung auf Prism-Enthüller Snowdan noch umfangreichere Spionage im Netz

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin (Agenturen/nd). Prism war gestern, Tempora ist noch größer. Der frühere Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden hat weitere geheime Machenschaften enthüllt - danach übertrifft der britische Geheimdienst GCHQ beim Ausspionieren des Internets noch den US-amerikanischen NSA. Die Agenten sollen Zugriff auf 95 Prozent des internationalen Online-Datenverkehrs haben.

Wie der „Guardian“ unter Berufung auf Snowden berichtet, habe sich das Government Communications Headquarters einen geheimen Zugang zu Glasfaserkabeln verschafft und eine umfassende Datensammlung angelegt, es würden „Unmengen von Daten“ abgeschöpft, die dann wiederum mit dem US-Geheimdienst National Security Agency geteilt würden. Es geht dabei um E-Mails, Einträge in sozialen Netzwerken wie Facebook aber auch um Telefongesprächen und persönliche Nutzerinformationen, die gespeichert und analysiert würden. "Warum können wir nicht jederzeit alle Signale sammeln", wird der NSA-Chef Keith Alexander zitiert. "Hört sich nach einem guten Sommerprojekt für Menwith an." Menwith ist ein Abhörzentrum des GCHQ in Nordengland.

„Sie sind schlimmer als die USA“, zitierte die Zeitung Snowden, der sich nach seinen Enthüllungen über das US-Spionageprogramm Prism nach Hongkong abgesetzt hat. Nach seinen Worten wollte er „das größte unauffällige Überwachungsprogramm in der Geschichte der Menschheit“ aufdecken. Es gehe hier nicht nur um „ein US-Problem“, zitierte ihn der „Guardian“. Auch Großbritannien habe „einen großen Hund im Rennen“.

Der "Guardian" kommentiert die Enthüllungen Snowdens mit den Worten, "welche Gesetze erlauben diese Verbindung von staatlicher und kommerzieller Überwachung?" Aus Regierungssicht "mag manchen eine Kontrolle des Internets wünschenswert und unbedenklich erscheinen. Doch was passiert in Ländern mit sehr viel geringerer politischer und sozialer Stabilität? Wir schaffen ein System der totalen Überwachung, das in der Tat die Sicherheit deutlich verbessern würde. Doch in den falschen Händen könnten dadurch Protestbewegungen, die Berichterstattung und hart erkämpfte Rechte wie Versammlungs- und Redefreiheit schwer eingeschränkt werden. Das steht auf dem Spiel."

Snowden muss bereits die Verfolgung durch die US-Behörden fürchten. In den USA wurden unterdessen nach Medienberichten vom Freitagabend (Ortszeit) Anklage gegen Snowden in zwei Punkten erhoben: Spionage und Diebstahl von Regierungseigentum.

Nach Angaben eines mit der Enthüllungsplattform Wikileaks verbundenen Geschäftsmannes steht in Hongkong ein Flugzeug bereit, das Snowden nach Island fliegen könnte. Man warte nun auf ein positives Signal von der isländischen Regierung, sagte der Geschäftsmann Olafur Vignir Sigurvinsson am Freitag. Diese reagierte zurückhaltend auf Hinweise, nach denen Snowden in dem Land Schutz suchen will. Sie beharrt darauf, dass der 29-Jährige nur in Island selbst politisches Asyl beantragen kann.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.