Moskauer Transit

Klaus Joachim Herrmann über Snowden in Moskau

  • Lesedauer: 2 Min.

Wir erwarten, dass die russische Regierung Herrn Snowden in die USA zurückschickt», teilte das Weiße Haus mit. Da dürfte man im Kreml fein gelächelt haben. Die Super-Schnüffler des Westens jagen den, der ihre illegale Welt-Spitzelei öffentlich machte, als Spion. Den soll ihnen ausgerechnet Russland ausliefern - darauf muss man kommen. Dort ist nicht vergessen, dass der russische Geschäftsmann Viktor But von Thailand an die USA ausgeliefert und trotz Protestes dort vor 14 Monaten ungerührt als Waffenhändler zu 25 Jahren verknackt wurde.«

Vor allem aber hält Moskau schon seit geraumer Zeit als Buhmann her, dass sich mancher besorgt des Kalten Krieges erinnert: im Syrien-Konflikt, bei der atomaren Abrüstung, bei Menschenrechten und zuletzt sogar im Streit um Beutekunst aus Deutschland. Im Falle Snowden jedoch sind die Russen die Guten, wenn auch mit dem Einsatz von Geheimdiensten ebenfalls sehr erfahren.

Der Verfolgte genießt große Verdienste um den Schutz der Demokratie vor Geheimdiensten, die mit allen Datennetzen fischen. Sie sind spätestens unter dem Vorwand des »Krieges gegen den Terror« nicht nur außer Rand und Band, sondern offenkundig völlig außer - demokratische - Kontrolle geraten. Snowden machte den Skandal öffentlich und genießt deshalb Sympathien in aller Welt. Er hat von Moskau mit dem Transit mindestens sichere Durchreise erhalten. Das poliert auch das Image auf: Wer dem Mutigen hilft, hat selbst Dank verdient.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.