Zwei Opfer

Bernd Kammer fragt sich, was am Neptunbrunnen schief lief

  • Lesedauer: 2 Min.

Auch drei Tage nach dem tödlichen Schuss auf einen offenbar geistig verwirrten Mann im Berliner Neptunbrunnen macht der Vorfall ratlos. Musste der Polizist sofort schießen, gab es kein anderes Mittel, um den zweifellos gefährlichen Menschen zu stoppen? Warum stieg der Polizist allein zu ihm in den Brunnen?

Bereits im Herbst vergangen Jahres gab es einen ähnlichen Fall, Ein Mann lief mit Axt und Messern bewaffnet durch Wedding. Als er Polizisten attackierte, wurde er niedergeschossen. Auf einem Video war zu sehen, dass die Polizisten dem schon auf dem Boden liegenden Mann ins Bein schießen und einen Diensthund auf ihn los lassen. Der Mann starb später im Krankenhaus.

Angesichts dieser Tragödien darf man schon die Frage nach der Ausbildung der Polizei stellen. In jedem zweiten »Tatort« ist zu erleben, wie die Kommissare beruhigend auf solche Kandidaten einwirken. In der Realität stellen sich solche Situationen sicher anders dar. Aber am Neptunbrunnen war nicht nur dieser eine Polizist im Einsatz, mindestens eine Handvoll Kollegen hatten den Schauplatz umstellt. Und da gab es keine andere Möglichkeit, als den Mann zu erschießen?

Der Einsatz am Freitag vor dem Roten Rathaus ist offensichtlich gründlich schief gelaufen. Er forderte zwei Opfer: den Erschossenen und den Schützen. Dieser muss sich nicht nur vor der Staatsanwaltschaft verantworten, sondern vor allem vor sich selbst.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.