Zwei Opfer
Bernd Kammer fragt sich, was am Neptunbrunnen schief lief
Auch drei Tage nach dem tödlichen Schuss auf einen offenbar geistig verwirrten Mann im Berliner Neptunbrunnen macht der Vorfall ratlos. Musste der Polizist sofort schießen, gab es kein anderes Mittel, um den zweifellos gefährlichen Menschen zu stoppen? Warum stieg der Polizist allein zu ihm in den Brunnen?
Bereits im Herbst vergangen Jahres gab es einen ähnlichen Fall, Ein Mann lief mit Axt und Messern bewaffnet durch Wedding. Als er Polizisten attackierte, wurde er niedergeschossen. Auf einem Video war zu sehen, dass die Polizisten dem schon auf dem Boden liegenden Mann ins Bein schießen und einen Diensthund auf ihn los lassen. Der Mann starb später im Krankenhaus.
Angesichts dieser Tragödien darf man schon die Frage nach der Ausbildung der Polizei stellen. In jedem zweiten »Tatort« ist zu erleben, wie die Kommissare beruhigend auf solche Kandidaten einwirken. In der Realität stellen sich solche Situationen sicher anders dar. Aber am Neptunbrunnen war nicht nur dieser eine Polizist im Einsatz, mindestens eine Handvoll Kollegen hatten den Schauplatz umstellt. Und da gab es keine andere Möglichkeit, als den Mann zu erschießen?
Der Einsatz am Freitag vor dem Roten Rathaus ist offensichtlich gründlich schief gelaufen. Er forderte zwei Opfer: den Erschossenen und den Schützen. Dieser muss sich nicht nur vor der Staatsanwaltschaft verantworten, sondern vor allem vor sich selbst.
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