Üben für Sotschi
Universiade 2013 in Kasan: Die Weltsportspiele der Studenten sind Probelauf für Olympia 2014 und Fußball-WM 2018
Es war bunt: Vor 45 000 Zuschauern wurden am Samstag in Kasan (Russland) die Spiele der 27. Sommeruniversiade eröffnet, Präsident Wladimir Putin eröffnete das Sportfest, das als Generalprobe für Winterolympia in Sotschi gilt. Bis dort am 7. Februar das olympische Feuer ins Eisstadion getragen wird, verbleiben ganze 222 Tage. Verdammt wenig, um etwaige Mängel zu korrigieren.
Doch in Kasan läuft es gut an. sieht es gut aus damit. Obwohl das Organisationskomitee 2008, als die Entscheidung für Kasan fiel, vor ähnlich dramatischen Problemen stand wie in Sotschi, für das sich die Herren der Ringe trotz im Sommer 2006 entschieden. Beide Städte machten mit katastrophaler Infrastruktur, maroden oder fehlenden Wettkampfstätten Schlagzeilen. Heute kann man sagen: Kasan, die Millionenstadt an der Wolga, ist nach dem Facelifting nicht wieder zu erkennen.
Rotweiß lackierte Schnellzüge der Marke »Lastotschka« - Schwälbchen - , die auch in Sotschi zum Einsatz kommen werden, bringen Fans und die 13 500 Aktiven aus 162 Ländern in maximal 20 Minuten von einer Wettkampfstätte zur anderen oder von den Hotels zum Flughafen. Nicht nur dessen Terminal wurde völlig renoviert, auch die Start- und Landebahn wurden so verlängert, dass es sogar für den Airbus A 380 langt. Alle vier Minuten kann hier inzwischen eine Maschine starten und landen. Pass- und Zollkontrollen sollen entsprechend flüssig ablaufen. Auch die Fahrt mit dem Auto vom Airport ins Zentrum soll nicht länger als 30 Minuten in Anspruch nehmen.
Die Verkehrsplaner rauften sich da angesichts der kilometerlangen Staus zunächst die Harre und spuckten dann in die Hände. Zügig rollt die Blechlawine inzwischen über kühn geschwungene Hochstraßen. Zumindest in den Reportagen des Staatsfernsehens. 35 Mrd. Rubel - knapp eine Milliarde Euro - hieß es dort, seien allein in den Straßenbau geflossen. Das dürfte sich auch bei der Fußball-WM 2018 auszahlen, Kasan ist einer der Austragungsorte.
Beeindruckend ist auch, was den Projektanten der 64 Wettkampfstätten einfiel. 30 davon entstanden erst für die Universiade, darunter die Kasan-Arena - der künftige Balltreter-Tempel. Dort rollt ein gigantisches Leder schon mal probeweise über einen Bildschirm mit einer Fläche von 4 200 qm. Und im neuen Wasserpalast können auch Turnerinnen ihr Können zeigen, oder Konzerte stattfinden. Ein Knopfdruck und über das Wasser des Schwimmstadions schieben sich wie von Zauberhand die Segmente eines Parkettfußbodens. Ganze zehn Minuten dauert die Verwandlung, das Wasser braucht dabei nicht einmal abgelassen werden.
Und in das Universiade-Dorf - 28 moderne Hochhäuser mit 14 592 Betten - werden nach den Spielen Studenten einziehen.Nur 60 Rubel - ca 1,50. Euro soll ein Platz pro Monat und Nase dann kosten. Die Konzeption für die Nachnutzung wurde bereits vor drei Jahren erstellt. Und es gibt eine Menge nachzunutzen. Freizeiteinrichtungen, ein Servicecenter und Cafés, die die Speisegesetze von Thora und Koran erfüllen.
Die tatarische Titularnation bekennt sich mehrheitlich zum Islam und kurz nach der Eröffnung der Universiade beginnt für die Muslime der Fastenmonat Ramadan - am Mittwoch. Für die Große Mensa kein Problem. Dort kann man seinen Hunger bis zum Sonnenaufgang um drei Uhr in der Frühe stillen.
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