Nur Mut!
Klaus Joachim Herrmann über die Aufforderung Washingtons an den abtrünnigen Geheimdienstler Edward Snowden
Der abtrünnige Geheimdienstler Edward Snowden solle den Mut beweisen, sich in den USA den Anschuldigungen zu stellen, sagt das offizielle Washington. Schon solches Ansinnen scheint von Edelmut und Anstand zu zeugen. »Wenn du das schon machst, dann steh› auch dazu«, wäre die Übersetzung für den Alltagsgebrauch. Das wiese Edward Snowden gleich noch die Schuld und mit ihr die Pflicht zur Sühne zu. Doch muss es um die Täter, nicht den Überbringer der Botschaft gehen.
Das nun offenbarte Geheimnis hätten dessen Hüter am besten für alle Ewigkeit gewahrt gesehen. Es war ja das Geheimnis, dass alles und jeder bespitzelt wird. Sei das nun Recht oder Unrecht, sei es Freund oder Feind, sei es jedermann. Gar zu gern blieben die »Dienste« ewig heimlicher Gast überall und Mitwisser von allem. »1984« war eine düstere Vision, sie haben die Welt längst in eine viel erschreckendere Wirklichkeit versetzt. Snowden machte das Unheil öffentlich und warnte die Welt. Er hat mehr als genug Mut bewiesen.
Niemand hat bisher ernstlich behauptet, der »Whistleblower« künde die Unwahrheit. Dann aber wäre es noch mehr als angebracht, den gnadenlos Bespitzelten Aufklärung zuteil werden zu lassen. Welches Grundrecht wurde gebrochen, welches Recht gebeugt? Wer hat dies getan, zugelassen, verantwortet - oder einfach nur schmarotzt? Warum wird der Datenklau nicht sofort gestoppt, die Beute gelöscht? Überfällig ist, dass sich die Verantwortlichen zu ihren Taten bekennen. Nur Mut!
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