Hungerlohn beim Caterer
DGB Bayern kritisiert Dumpinggehälter in der Speisezubereitung auf der Landesgartenschau in Tirschenreuth
Für eine »Arbeit unter schwierigsten Bedienungen, bis tief in die Nacht und ohne ein freies Wochenende« sollen die Beschäftigten in der Speisezubereitung von der »Fantastic Gartenschau Catering GmbH« aus Leipzig nur 4,80 Euro brutto pro Stunde bekommen. Der Monatsverdienst der betroffenen Mitarbeiter, die bei der diesjährigen bayerischen Landesgartenschau eingesetzt sind, liege demnach bei etwa 950 Euro brutto. Dies geht aus Arbeitsverträgen hervor, die dem DGB Bayern zugespielt wurden, sagt DGB-Pressesprecher Timo Günther dem »nd«.
Dem DGB zufolge soll die sächsische Firma bereits in der Vergangenheit »durch miserable Bezahlung« aufgefallen sein. Auf der diesjährigen Landesgartenschau im oberpfälzischen Tirschenreuth nehme die »Fantastic Gartenschau Catering GmbH« eine Monopolstellung ein und sei alleine für den gesamte Bewirtung zuständig. Der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena, sieht in der Tätigkeit bei der Landesgartenschau in Tirschenreuth aus diesem Grund ein »Riesengeschäft« für den Caterer. »So viele Gäste, und die Essens- und Getränkepreise bei der Landesgartenschau sind ja nun auch nicht gerade billig. Unternehmen sollen Gewinne erwirtschaften. Aber solch gigantische Gewinne einfahren und dann die Beschäftigen so behandeln - das ist eine Sauerei«, kommentierte Jena in einer Presseerklärung des DGB den Vorgang. In dem »Fall Tirschenreuth« sieht der DGB-Vorsitzende einen »absoluten Skandal und eine Form der modernen Sklaverei«. Eigentlich stünden den Mitarbeitern in der Speisezubereitung dem Tarifvertrag für das Gaststättengewerbe in Bayern zufolge mindestens 10,60 Euro pro Stunde zu - also rund 5,80 Euro mehr, als die fraglichen Beschäftigten von der »Fantastic Gartenschau Catering GmbH« aktuell erhalten sollen.
Besonders skandalös ist für den DGB-Bayern auch der Umstand, das im Beirat der Landesgartenschau zwei bayerische Staatsministerien ihren Sitz haben, nämlich das CSU-geführte Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit sowie das ebenfalls CSU-geführte Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Dass die Mitarbeiter des Caterers trotzdem derart schlecht bezahlt werden, lässt für den DGB-Vorsitzenden Matthias Jena deshalb nur den Rückschluss zu, dass die beiden Ministerien »diese Praxis offenbar dulden und dass der Staatsregierung diese Missstände offenbar völlig egal« sind.
Der DGB Bayern fordert den Caterer nun dazu auf, für eine vernünftige Bezahlung zu sorgen. »Die sollen die Leute vernünftig bezahlen, die Landesgartenschau läuft ja noch eine Weile!«, betont DGB-Pressesprecher Timo Günther gegenüber »nd«.
In einer Stellungnahme der »Fantastic Gartenschau Catering GmbH« werden die Vorwürfe inzwischen als »haltlos und imageschädigend« zurückgewiesen, zudem wolle die Firma ihre Mitarbeiter nach sächsischem Tarifvertrag bzahlen. Auch würde keiner der Mitarbeiter »für einen Stundenlohn unter 5 Euro arbeiten«, sagte Marcel Schindler von der »Fantastic Gartenschau-Catering GmbH«.
Der DGB bekräftigte unterdessen seinen Vorwurf erneut, veröffentlichte Teile des zugespielten Arbeitsvertrags und wies in einer Erklärung das Argument mit der Bezahlung nach sächsischem Tarifvertrag als »unwahr« zurück. Dem sächsischen Vertrag nach müsste ein Lohn von 1258 Euro bezahlt werden, das Unternehmen bezahle jedoch »nur 1000 Euro«. Außerdem müssten in Bayern beschäftigte Mitarbeiter der Speisezubereitung nach bayerischem Tarifvertrag bezahlt werden, betont der DGB.
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