CDU geht bei Gewerkschaft fischen

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

CDU und CSU setzen zur Bundestagswahl am 22. September auf die Stimmen von Gewerkschaftsmitgliedern: Erstmals in ihrer Geschichte wollen sie den Großteil der Kreuzchen organisierter Arbeitnehmer für sich verbuchen. Dem Trend der vergangenen Parlamentswahlen zufolge könnte ihnen das auch gelingen. Und damit könnten die Unionsparteien der SPD endgültig den traditionellen Platz an der Seite der Gewerkschaften streitig machen.

Verwunderlich ist die Abkehr der Arbeitnehmer von den Sozialdemokraten nicht: Die vollzog sich in kleinen Schritten vor allem nach der Verabschiedung der Agenda 2010 unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder. Bei der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2009 kam die Partei zwar noch auf 33,5 Prozent der Gewerkschafterstimmen und lag damit in der Gunst dieser Wählergruppe weiterhin auf Platz eins. Doch hatte sie im Vergleich zu den vorigen Parlamentswahlen 13,7 Prozentpunkte verloren. Auf Platz zwei lag 2009 die CDU. Den stärksten Zuwachs hatte in dem Jahr allerdings die LINKE, die die von der Agenda 2010 enttäuschten SPD-Wähler aus den Gewerkschaftsreihen auffing.

Wieso viele Arbeitnehmer glauben, die früher im Schoße der SPD gefühlte Geborgenheit nun bei CDU und CSU wiederzufinden, erklärt sich möglicherweise damit, dass die Unionsparteien für den Erhalt des Status quo par excellence stehen. In der Ära der Agenda 2010 sind kleine Verbesserungen der Arbeitsbedingungen bereits ein Erfolg für viele Arbeitnehmer, die in der Hauptsache vermeiden wollen, in die große Gruppe der Hartz-IV-Empfänger abzurutschen. So nennt Peter Weiß von der CDU in seiner Rekrutierungsansprache einen Anstieg der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter der Regierung Merkel sowie eine »positive Reallohnentwicklung« und eine »Trendwende im Niedriglohnsektor«, der zuletzt leicht geschrumpft sei.

Andere soziale Fragen blenden die Unionsparteien in ihrem Wahlkampf ganz aus. Erwerbslose stehen genau so wenig im Fokus wie prekär Beschäftigte. Das mag die Arbeitnehmer freuen: Je weniger diese bedacht werden, desto mehr vom Kuchen bleibt für sie übrig.

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