- Kommentare
- Meine Sicht
Kernige Sprüche, alberne Spielchen
Malene Gürgen zum Umgang des Senats mit dem Flüchtlingscamp
Einen Fragenkatalog hat der Innensenator geschickt. Wie lange der Bezirk denn noch gedenke, das Flüchtlingscamp zu dulden, soll er laut Grünen-Bürgermeisterin Monika Hermann unter anderem gefragt haben. Eine Frist für die Beantwortung hatte Frank Henkel (CDU) auch gleich festgelegt, bis zum 16. August. Trotzdem beschwerte er sich schon gestern öffentlich, noch keine Antwort erhalten zu haben.
Ein bisschen beleidigt klingt das, und auch ganz schön albern. Überhaupt verhält sich Henkel kindisch: Der Öffentlichkeit will er sich offenbar als zupackenden Innensenator präsentieren, der gerne mal mit markigen Sprüchen die Situation in Kreuzberg kommentiert. So richtig Lust, sich tatsächlich mit dem Problem zu beschäftigen, hat er aber offenbar nicht: Abgesehen von dem Fragenkatalog habe die Innenverwaltung mit ihr zu diesem Thema bisher nie direkt kommuniziert, sagt Hermann - auch habe sie stets nur aus den Medien von Henkels Vorstößen erfahren.
Die Frage ist dabei, was hier eigentlich das Problem ist: Ein Stück besetztes Straßenland in Kreuzberg oder die Tatsache, dass Flüchtlinge politische Forderungen erheben. An einer wie auch immer gearteten Auseinandersetzung mit diesen Forderungen zeigt der Senat bisher jedenfalls keinerlei ernstzunehmendes Interesse. Anstatt sich zumindest an einen Runden Tisch zu bequemen, werden Zuständigkeiten hin- und hergeschoben, kernige Sätze abgegeben und Fragenkataloge erstellt. Ein mehr als unwürdiges Schauspiel.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.