Hausgemacht
Jörg Meyer über die hausgemachten Probleme bei der Deutschen Bahn
Es muss gespart werden, der Staat ist zu teuer. Dieses Mantra beherrscht seit Jahrzehnten die Politik. Im Ergebnis wurden die Betriebe der öffentlichen Daseinsvorsorge, Stadtwerke, Energieerzeuger, Abfallentsorger und Krankenhäuser privatisiert - und auch die Deutsche Bahn wurde auf Privatisierungskurs gebracht. Um ein Beispiel zu finden, bei dem die Privatisierung positive Ergebnisse hatte, muss man lange suchen und wird doch nicht fündig. In der Regel waren nicht nur Tarifflucht und Stellenabbau die Folgen.
Jetzt wieder die Privatisierung der Bahn zu fordern, wie es die FDP angesichts des Debakels am Mainzer Hauptbahnhof tat, ist einfach doof. Es muss nun darum gehen, die hausgemachten Probleme zu lösen, und das heißt: Geld in die Hand nehmen, Nachwuchs ausbilden, Stellen schaffen und das pronto. Der Mainzer Stillstand zeigt jedoch auch, wie schnell es zu Engpässen kommen kann, wenn weiterhin landauf landab die Infrastruktur aus Profitinteressen kaputtgespart wird. Das betrifft nicht nur die Bahn, sondern auch die Bereiche, die früher zum öffentlichen Dienst gehörten. Wenn Personalpläne und -planungen so knapp auf Kante genäht sind, dass Urlaub und ein paar Krankheitsfälle den Bahnverkehr in einer ganzen Region nahezu lahmlegen, kann sich kein Vorstand mit dem Satz »Das war nicht absehbar« rausreden. Dass Bahnchef Grube die Fahrdienstleiter anruft und um Urlaubsabbruch bittet, ist nur ein weiteres Detail der Schmierenkomödie.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.