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Weltweit Kritik an ägyptischer Militärführung
Trotz Gewaltexzessen neue Proteste der Muslimbrüder
Kairo (Agenturen/nd). Nach blutigen Auseinandersetzungen mit mehr als 500 Toten sieht sich die Militärführung in Ägypten mit massiver Kritik aus aller Welt konfrontiert. Die Regierungen in Berlin, Paris, London und Rom bestellten die ägyptischen Botschafter ein, die Regierung in der Türkei forderte eine rasche Debatte des UNO-Sicherheitsrates. Die USA sagten eine traditionelle gemeinsame Trainingseinheit beider Streitkräfte ab. Angesichts der Geschehnisse könnten die Vereinigten Staaten ihre Beziehung mit dem Land derzeit nicht wie gewohnt weiterführen, sagte Präsident Barack Obama am Donnerstag. Die EU-Außenminister wollen die dramatische Lage in dem Land voraussichtlich am Montag oder Dienstag erörtern. Das teilte die italienische Außenministerin Emma Bonino mit.
Unterdessen haben einen Tag nach der gewaltsamen Räumung ihrer Protestlager Anhänger der ägyptischen Muslimbruderschaft in Kairo und Alexandria neue Protestmärsche organisiert. Etwa 3000 Islamisten sperrten am Donnerstag die Straße vor der Kairoer Al-Iman-Moschee ab, in der fünf Opfer der Gewaltexzesse vom Vortag aufgebahrt waren. Die Polizei hielt sich zurück.
Das Nachrichtenportal Al-Ahram meldete, in der Hafenstadt Alexandria hätten Anwohner einen Protestmarsch der Muslimbrüder gestoppt, als sich die Demonstranten auf eine koptische Kirche zubewegten. Sie riefen den Angaben zufolge: »Mit unserer Seele und unserem Blut opfern wir uns für unsere koptischen Brüder« und »Wir sind alle Ägypter - Millionen gegen die Muslimbrüder«.
Im Kairoer Stadtteil Gizeh stürmten mehrere Hundert Islamisten das Gebäude der Provinzverwaltung. Es brach Feuer aus.
Die Anhänger der radikalen Islamisten-Vereinigung Dschihad wollen an diesem Freitag gemeinsam mit den Muslimbrüdern gegen die Übergangsregierung protestieren.
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