Angstfrei im Wald

Das beeindruckende 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf macht beim 1. FC Union Berlin Hoffnung auf mehr

Zu den kleinen Ungerechtigkeiten des Fußballs gehört, dass auch hier der letzte Eindruck der nachhaltigste ist. So schallte am späten Montagabend immer wieder der Name Daniel Haas durch das Stadion An der Alten Försterei. Der Torwart hatte dem 1. FC Union Berlin kurz zuvor den Sieg gerettet, mit einem spektakulären Reflex in der Nachspielzeit gegen Stefan Reisingers Kopfball aus fünf Metern. Der erste Heimsieg der neuen Zweitligasaison war perfekt: 2:1 (1:0) gegen den Bundesligaabsteiger Fortuna Düsseldorf.

»Ein sehr gelungener Abend«, resümierte dann auch Uwe Neuhaus sehr zufrieden. Dem Berliner Trainer stand nicht der Sinn nach Kritik: »Jetzt werden wir erst mal den Sieg genießen.« Und natürlich bedankte auch er sich bei seinem Torwart. Nach vier Spieltagen hat der 1. FC Union Berlin den Anschluss an die Tabellenspitze hergestellt. Die Angst vor einem Fehlstart wie in der vergangenen Saison, als nach fünf Spieltagen erst ein Pünktchen eingefahren war, hat sich nun im Wald der Wuhlheide verloren. Mit sieben Zählern schielen die Köpenicker, punktgleich mit dem Vierten FC Energie Cottbus, auf die Aufstiegsplätze.

Das hat für Uwe Neuhaus nicht nur den Vorteil, in Ruhe arbeiten zu können und eine Mannschaft voller Selbstvertrauen zu haben. Denn ein guter Start erleichtert auch den Weg zum Ziel. Zwar haben die Berliner für diese Saison offiziell keine Vorgabe veröffentlicht. Aus ihrem Drang in die 1. Bundesliga machen sie andererseits aber auch kein Geheimnis. Nur das Wann bleibt vage. Der guten Ausgangsposition ist sich Neuhaus bewusst und brachte seine Erleichterung darüber auch nochmals unverhohlen zum Ausdruck: »Jetzt haben wir den Start gerettet.« Nun gilt es, daraus Kapital zu schlagen. Dafür müsse an der Konstanz gearbeitet werden.

Seinen Torwart kann er damit nicht gemeint haben. Denn Daniel Haas, der den Sieg direkt nach dem Abpfiff mit einem Urschrei und nur wenig später mit Torwarttrainer Holger Bahra feierte, der enthusiastisch in die Arme seines Schützlings gestürmt war, hatte schon vorher Grund zur Freude. Von den Köpenicker Anhängern war der 30-Jährige zum »Unioner des Jahres« gewählt worden und hatte vor der Partie den Pokal für den Spieler der Saison 2012/13 erhalten.

Konstante Leistungen erhofft sich Neuhaus vielmehr von seinen Feldspielern - von der Abwehr bis ins Sturmzentrum. In der vergangenen Saison hatten die Köpenicker das Potenzial einer Spitzenmannschaft in Liga zwei schon oft angedeutet. Zwischenzeitlich war mit Platz vier sogar der Relegationsrang in Reichweite. Unnötige Niederlagen verhinderten letztlich ein besseres Abschneiden als Platz sieben. Dennoch war das Ergebnis von 49 Punkten das beste seit dem Wiederaufstieg 2009. Nach Rang zwölf im ersten Jahr kletterte der 1. FC Union in der Folgesaison im Abschlusstableau einen Platz hinauf und wurde zuletzt zweimal hintereinander Siebter.

Diese positive Entwicklung ließ vor dieser Saison sieben von 18 Zweitligatrainer den 1. FC Union zu den Aufstiegsfavoriten zählen. Und genau so sind die Berliner am Montagabend aufgetreten. Bis zur Mitte der zweiten Halbzeit hatte der Erstligaabsteiger aus Düsseldorf nicht den Hauch einer Chance. Die Fortuna stand dem Druck und der spielerischen Überlegenheit des 1. FC Union machtlos gegenüber. Zwei der zahlreichen Tormöglichkeiten nutzte Stürmer Adam Nemec kurz vor der Pause und zehn Minuten nach Wiederanpfiff jeweils per Kopf zur verdienten Führung.

Als die turbulente Schlussphase, ausgelöst durch den vermeidbaren Anschlusstreffer von Axel Bellinghausen (77.), überstanden war, bekam dann nach Daniel Haas auch die Mannschaft den Lohn für eine lange Zeit beeindruckende Vorstellung. Zehn Minuten feierten die mehr als 20 000 Zuschauer das starke Team, aus dem Neuzugang Benjamin Köhler noch herausgeragt hatte.

Spieler wie Köhler, 33 Jahre alt und mit der Erfahrung von 169 Erstligaspielen, sollen und könnten die erhoffte Konstanz bringen. Für die Kontinuität des Erfolgs steht in Köpenick aber vor allem ein Name: Uwe Neuhaus, seit 2007 in Berlin, ist der dienstälteste Trainer in Liga eins und zwei. Also schallte es am Montagabend auch wieder »Uwe, Uwe« durch die Alte Försterei.

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