iPhone treibt weltweiten Energieverbrauch

Studie: Wegen der Datenspeicherung in der »Cloud« benötigt ein neues Handy mehr Strom als ein Kühlschrank

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 2 Min.
Die schöne neue Datenwelt lässt auch den globalen Stromverbrauch stark ansteigen. Darauf weist eine Studie hin, hinter der die US-Kohlewirtschaft steckt.

Ein iPhone verbraucht im Jahr zehn Prozent mehr Elektrizität als ein Kühlschrank. Dies liegt besonders an der dazu erforderlichen Datenunterstützung mittels Zen-tralcomputer. So steht es in einer aktuellen Studie unter dem Titel »Die Cloud beginnt mit Kohle«, die sich auf die sogenannte Wolke bezieht, in der Internetnutzer extern auf fremden Servern ihre Daten speichern. Studienautor Mark Mills geht davon aus, dass der Welt aufgrund des wachsenden Energiebedarfs der modernen Kommunikationsmittel gar nichts anderes übrig bleiben wird, als zur Elektrizitätsgewinnung auf die allseits verfügbare, billige Kohle zurückzugreifen. Es fehle an »kosteneffizienten Alternativen«, schreibt Mills, der am marktradikalen Manhattan-Institut in New York mitarbeitet. Kritiker verweisen darauf, dass die Studie vom Nationalen Bergbauverband und der Koalition für Strom aus sauberer Kohle gesponsert wurde.

Auch wenn die Schlussfolgerungen fragwürdig sind, gibt die Studie Anlass zum Nachdenken. »Die Informationswirtschaft ist wie ein Blauwal. Der Energieverbrauch ist zumeist nicht sichtbar«, schreibt Mills. Ein herkömmlicher mittlerer Kühlschrank verbrauche rund 322 Kilowattstunden Strom pro Jahr, und sein Besitzer sei sich dessen bewusst. Anders sei es beim neuen Handy, das rund 361 Kilowattstunden verbraucht. Das weltweit miteinander verbundene Netz von Servern, Smartphones und anderen Apparaten, das seine Daten in der »Cloud« abspeichere, verbraucht laut Studie rund 1500 Terawattstunden Strom im Jahr. Das sind zehn Prozent des weltweiten Verbrauchs oder soviel, wie Deutschland und Japan zusammen produzieren. Dies entspricht der globalen Produktion von 1985.

Mills weist ferner darauf hin, dass die Herstellung einer DVD, das Brennen eines Films darauf und der Versand an einen Nutzer energieeffizienter seien, als denselben Film über »Streaming« aus dem Netz anzusehen. Außerdem habe sich die Energieeffizienz der meisten elektronischen Apparate seit 2005 nicht mehr verbessert. Schließlich seien Server, Mobiltelefone und Computer ständig eingeschaltet, was Energie aus dem Stromnetz absauge.

Katie Fehrenbacher, Redakteurin beim Online-Magazin »GigaOM«, hat in einer Art Erwiderung Mills Aussagen als übertrieben bezeichnet. Er habe die Bemühungen der Industrie um Senkung des Stromverbrauchs der Geräte außer Acht gelassen. Auch sei er nicht auf den Klimawandel und die Umweltverschmutzung durch Kohleverstromung eingegangen. Viele Internet-Firmen nutzten längst auch sauberen Strom aus erneuerbaren Quellen.

Dass der Stromverbrauch in der Datenwelt aber steigt, ist unbestreitbar. Vor allem, wenn sich Mills Prognosen erfüllen: 2008 gab es rund 43 Millionen Cloud-Nutzer, im kommenden Jahr werden es fast eine Milliarde sein.

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