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Der Murschid
Mohammed Badia / Der Vorsitzende der Muslimbrüder Ägyptens ist seit Dienstag in Haft
Die prominenten Ab- und Zugänge zum Gefängnis Tora nahe Kairo versinnbildlichen, wohin der politische Wind derzeit in Ägypten weht. Hosni Mubarak, Präsident des Landes am Nil von 1981 bis zu seinem Sturz im Februar 2011, wird die ungastliche Stätte als praktisch freier Mann wieder verlassen, während der seit Dienstag dort inhaftierte oberste Muslimbruder, Mohammed Badia, einer wohl längeren Haft entgegensieht.
Badia hatte die Gefahr kommen sehen, setzte sich dennoch nicht ins Ausland ab, sondern blieb in einer Wohnung nahe des Protestcamps der Muslimbrüder am Kairoer Rabaa-al-Adawija-Platz. Dort verhaftete ihn die Geheimpolizei wegen »Anstachelung zum Mord«. Im heutigen Ägypten kann es dafür »lebenslänglich« geben.
Gefängnisse sind für Badia nichts Neues. Geboren in der Großstadt Mahalla al-Kubra, dem Herz der ägyptischen Textilindustrie, kam er früh mit dem politischen Islam in Berührung, verkörpert vor allem in der 1928 in Ägypten gegründeten Bewegung der Muslimbrüder. Da diese fast während der gesamten Zeit ihrer Existenz verboten war, stand jeder aktive ägyptische Muslimbruder stets mit einem Bein im Straflager.
Den inzwischen 70-jährigen Badia ereilte diese Lebenszäsur das erste Mal 1965, und sie sollte seine Persönlichkeit prägen. Badia hatte wegen verbotener politischer Betätigung 15 Jahre Gefängnis erhalten und folglich viel Zeit für lange Gespräche mit dem ebenfalls dort inhaftierten Offizier der Luftwaffe Mohammed Ali al-Schenawi, damals die prägende Figur der Muslimbrüder. Es sollte nicht Badias letzte Gefängnisstrafe gewesen sein. War er in Freiheit, arbeitete der studierte Veterinärmediziner als Tierarzt.
1993 rückte er in das halblegal arbeitende Führungskomitee der Bruderschaft auf, an dessen Spitze er seit 2010 als »Murschid« steht. Badias Gegner, die Militärs, bezeichnen ihn als unversöhnlich. Sollte dies so sein, haben sie dazu wohl nicht unerheblich beigetragen. Badia hatte damals noch im Gefängnis die Tochter seines Vorbilds Schenawi geheiratet. Deren gemeinsamer Sohn wurde vor einer Woche vom Militär erschossen.
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