Die Polizei rät: Tätern die Zeit knapp machen

Gegen Einbrüche helfen Sicherheitstechnik und gute Nachbarschaft

  • Lesedauer: 4 Min.
Einbrecher mögen den Sommer. Und auch die Wochen zwischen Oktober und März, wenn es zeitig dunkelt und man eher sieht, ob jemand daheim ist oder nicht.

Wenn Familien reisen oder die Uhren umgestellt sind, versprechen sich die Täter günstigere Umstände und somit reichere Beute, sagt Steffen Wolff, der die in Strausberg bei Berlin ansässige »Soko Villa« leitet, dem »nd«. Sie müht sich seit reichlich 15 Monaten, dem Trend der weiter ansteigenden Fälle kriminalistisch mehr entgegen zu setzen.

Schwachstellen erkennen

Präventionsstellen der Polizei

... beraten bundesweit und kostenlos, wie die heimischen vier Wände sicherheitstechnisch auszurüsten wären. Die Fachabteilungen werden im Internet aufgeführt. Außerdem findet man sie in fast allen Dienststellen. Nach vereinbartem Termin kommt ein Polizist ins Haus/in die Wohnung, um nach den jeweiligen Gegebenheiten die effektivsten Methoden zu finden.

Der Bürger indes ist den Einbruchsgefahren keineswegs hilflos ausgeliefert, wenn er die Schwachstellen von Haus und Wohnung erkennt. Und das sind nun einmal Fenster, Terrassen- oder Balkontüren, durch die Täter in rund 80 Prozent der Fälle ins Innere gelangen, wie der Verein für Sicherheitspartnerschaft in Schöneiche bei Berlin (nicht-bei-mir.de) feststellte. Mit entsprechender Sicherheitstechnik vermag man dem Einbrecher eine Menge Schwierigkeiten bereiten - mit abschließbaren Griffen an Fenstern und kritischen Zugängen, die auch nach eingeschlagener Scheibe nicht zu öffnen sind.

Die Polizei rät zudem zu einbruchshemmender Verglasung. Roll- oder Klappläden sollten gegen Hochschieben/Öffnen von innen befestigt werden. Auch Lichtschächte schützen, wenn Abdeckungen nicht von außen abzuschrauben sind. Fenster sollten zugemacht, nicht abgeklappt sein, wenn man Haus oder Wohnung auch nur für kurze Zeit verlässt. Haus-/Wohnungstüren gehören grundsätzlich abgeschlossen und Schlüssel nicht unter Fußmatten, Blumentöpfe oder dergleichen. Geübte Täter finden sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit. Der Verein ergänzt, dass man keineswegs auf dem Anrufbeantworter oder in sozialen Netzwerken seine Abwesenheit vermerken sollte.

Der typische Einbrecher müht sich, schnell sowie für andere weder einsehbar noch hörbar ins Haus einzudringen. Jeder Zeitverlust vermehrt sein Risiko. Muss er minutenlang an einem Fenster herumfummeln oder hebeln, gar die Scheibe mit einem Stein zertrümmern, bricht er nach Wolffs Erfahrungen rasch ab.

Eine 100-prozentige Sicherheit vor Einbrechern gibt es freilich nicht, so Soko-Chef Wolff. Die entstünde - auch nur beinahe - wenn man Häuser ohne Türen und Fenster bauen würde. Aber das möge ja auch keiner. »Und es wurden auch schon Tunnel bis in die Tresorräume von Banken gegraben, um sie auszurauben.« Doch würden die Täter wohl solch einen Aufwand für einen Einbruch in ein gewöhnliches Wohnhaus oder eine Villa nicht betreiben - der lohnte sich für sie nicht.

Wolff verweist darauf, dass eine gepflegte Nachbarschaft sich immer wieder als erheblicher Sicherheitsfaktor erweist. Sie sollte eingeweiht sein und wissen, wenn und wann man länger nicht anwesend ist und ab und zu hinschauen. Dazu gehört, die Post aus dem Briefkasten zu nehmen, in unregelmäßiger Folge die Rollläden aufzuziehen oder herabzulassen. Für eine kleine Weile könnte das Licht brennen oder das Radio spielen, Nachbarn oder Freunde sogar mal den Rasen mähen, wenn man länger verreist ist. Der Bewohner selbst tut gut daran, darauf zu achten, dass draußen keine zum Einbruch geeigneten Werkzeuge lagern, auch keine Leitern. »Das alles kann unter Umständen mehr Sicherheit bringen als ausgefeilte Technik - beides zusammen ist natürlich nahezu ideal«, meint Steffen Wolff.

Erfahrene Einbrecher wüssten übrigens, wo sie ihre Beute finden - vor allem bei älteren Leuten das Geld im Küchenschrank oder Schlafzimmer. Dies wie auch die Sammlung wertvoller Münzen, größere Geldsummen oder Schmuck deponiere man besser in einem Bankschließfach als daheim hinter Tassen, Büchern, unter Matratzen oder Wäsche. Auch hier kostet dem Täter langes Suchen Zeit. Er wisse ja nicht, was ihn drinnen erwarte, könne Glück haben, richtig Glück, aber eben auch Pech. Und verschwindet wieder.

Das Terrain beobachten

Als nützlich erweist sich auch, wenn Nachbarn auf alles achten, was ihnen ungewöhnlich vorkommt, etwa, wenn häufig ein und dasselbe Auto zu sehen ist, das parkt oder vorüberfährt, aber eigentlich nicht hierhin gehört. Womöglich mit Personen drin, die selten oder gar nicht aussteigen, weil aus dem Fahrzeug heraus das Terrain sondiert wird.

In solchen Fällen sei es ratsam, die Polizei zu informieren, meint der Soko-Leiter. Lieber einmal mehr, als einmal zu wenig - auch wenn sich das Ganze dann als Fehlalarm herausstellt. Wichtig für die Ermittler sind Personenbeschreibung (etwa Größe oder Haarfarbe), der Pkw-Typ, Kennzeichen oder auch nur ein Fragment desselben. Unter Umständen könnte man über Vergleiche mit anderen Fällen den potenziellen Tätern auf die Spur kommen, bevor sie eingebrochen sind. Rainer Funke

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