Die Bahn kommt - aufs Smartphone

Konzern baut seine Online-Angebote weiter aus

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Zugverbindung am PC suchen und den Fahrschein ausdrucken war gestern. Heute und morgen soll all das auf dem Handy geschehen. Schon jetzt kommt ein Drittel der Fahrgeldeinnahmen aus dem Internet.

Für Technikbegeisterte die erste gute Nachricht: Seit Montag sind auf dem iPhone der DB-Navigator mit der Zugauskunft, der »Sparpreis-Finder« und der Fahrkartenverkauf vereinigt. Dieses Update kann im App-Store heruntergeladen werden. Die Android-Version wird aber erst im November zur Verfügung stehen.

Die zweite gute Nachricht: Der sogenannte Zugradar ist neu. Eine dynamische Karte zeigt das gesamte Streckennetz der Deutschen Bahn. Über Filter kann man bestimmte Zuggattungen, wie ICE oder Regionalbahn, wählen. Der Zuglauf wird dann in Echtzeit angezeigt - es ist also immer Bewegung auf der Karte.

Klickt man einen Zug an oder gibt eine Zugnummer ein, erscheinen auch dessen Streckenführung und seine Pünktlichkeit. Ulrich Homburg, Vorstand für den Bereich Personenverkehr, sagt dazu: »Mit dem Zugradar wird die aktuelle Situation der Zugfahrt visualisiert; der Kunde kann den Zugbetrieb auf einen Blick verfolgen.« Manche sehen im Zugradar, der demnächst auch die S-Bahnen anzeigen soll, aber eher eine Spielerei.

Die dritte gute Nachricht: Das laut Aussagen der Bahn »innovative Mobilitätsportal« Qixxit bietet »von Tür zu Tür« einen Überblick über alle Verkehrsmittel. Für Android allerdings frühestens im Oktober. Sensationell an den Verbindungen, die sich unter dem Kunstwort verbergen, ist, dass die Deutsche Bahn auch die Konkurrenz einbezieht: Qixxit beginnt mit den eigenen Verkehrsmitteln, dann folgen weitere Partner wie Mietwagenanbieter, öffentlicher Nahverkehr, Carsharing, Pkw und Flugverkehr.

Allerdings entsprechen die Angaben zu den Verkehrszeiten nur bei der Bahn der Realität, ansonsten kann das System nur auf Fahrpläne zurückgreifen. Abgesehen davon, dass viele Reisende das Umsteigen scheuen und erst recht den Wechsel zu anderen Verkehrsmitteln.

Ulrich Homburg erklärt den Nutzen von Qixxit so: »Wir wollen an Menschen kommen, die sonst nie die Bahn nutzen. 70 Prozent der Bürger ziehen bei der Reiseplanung die Bahn überhaupt nicht in Erwägung.« Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn in all den Jahren der westdeutschen Bahn und auch bei der - vereinigten - Deutschen Bahn lag der Anteil des Bahnreisens stets um die sieben Prozent. Dass viel Geld für die Entwicklung technikfixierter Projekte gesteckt wird, liegt auch daran, dass der moderne Kunde als technologieaffin, anspruchsvoll, beschleunigt, perfekt informiert, immer online, mobil und vernetzt gilt. So steht es zumindest in einem Bahn-Chart zur Entwicklung der Kundenbedürfnisse.

Dem stehen aber die langen Warteschlangen in den personalreduzierten Reisezentren gegenüber. Viele Bahnfahrer leben ohne Internet oder lehnen es zumindest ab, ihre Käufe darüber zu tätigen. Zudem haben viele Reisende eine Abneigung gegenüber Fahrkartenautomaten und bevorzugen die Beratung von Angesicht zu Angesicht. An manchen Bahnhöfen gibt es bereits Automaten, die per Videoschirm eine Verbindung zu einem Eisenbahner herstellen.

Homburg räumt dann auch ein: »In den Reisezentren haben sich die Funktionen verlagert. Weniger Kauf als Beratung.« Das können Apps allerdings nicht leisten.

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