Die Börse und das Böse
Ingolf Bossenz über Reaktionen des Aktienmarktes auf den Kriegskurs gegen Syrien
Der Westen will Assad die Gasrechnung schicken. Mit Bomben und Raketen. Das immer klarere Konturieren dieser bedrohlichen Option verändert die Stimmung. Auch an den Aktienmärkten. Börsenkurs und Kriegskurs verhalten sich indes durchaus nicht wie kommunizierende Gefäße. Die in der Politik um sich greifende Bombenstimmung spiegelt sich nämlich im Handel mit Wertpapieren in gewendeter Weise wider. »Nach einem lange freundlichen Verlauf haben zunehmende Anzeichen für einen Militärschlag gegen Syrien den US-Aktienmarkt ins Minus gedrückt«, meldete dpa. Hierzulande hieß es mit Blick auf den Dax, »die zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten« hätten den deutschen Leitindex gleichfalls in die Negativzone befördert. Vor allem die Entwicklung in Syrien würde auf den Aktien lasten. In der Türkei gab die Börse in Istanbul am Dienstag um fast zweieinhalb Prozent nach, die Landeswährung Lira sank zu US-Dollar und Euro auf ein neues Rekordtief. Auch türkische Staatsanleihen verbuchten deutliche Verluste.
Die Börse, meinte Gustave Flaubert, sei das Thermometer der öffentlichen Meinung. Auch notorische Börsenmäkler dürften diesem Diktum in der aktuellen Konfliktlage wohl zustimmen. Krieg ist nicht willkommen. Nun ist die Börse alles andere als ein Teil der Friedensbewegung. Denn an der Börse geht es um Geld. Nur um Geld. Und das lässt sich bekanntlich auch mit Zerstörung und Tod verdienen. Die Börse ist kälter als der Tod. Aber bisweilen, siehe Syrien, klüger als die Politik.
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