Israels zündende Idee
Roland Etzel über den Abschuss ballistischer Raketen ins östliche Mittelmeer
Zwei radargesteuerte ballistische Raketen fielen am Dienstag ins östliche Mittelmeer. Erst Stunden nachdem russische Aufklärer das Erscheinen der Marschflugkörper am Himmel und später ihren Sturz ins Meer gemeldet hatten, befand man es in Israel für richtig, die Absenderschaft nicht länger zu leugnen und zu erklären, das Waffensystem habe sein »Ziel geortet und getroffen«.
Da darf man doch gratulieren; erstens zum entschiedenen Eintreten gegen das offenbar befürchtete Nachlassen der Spannungen an der Levante; und zweitens zum erfolgreich absolvierten Russisch-Roulette- Test, wie hoch denn die Kriegsschwelle nun wirklich liegen könnte. Oder ist man gar enttäuscht, weil die Lieblingsfeinde nicht darauf eingestiegen sind? Da hinterher zu erfahren war, wiederum allein aus israelischer Quelle, dass die USA mit von der Partie waren, weiß man, dass dem Pentagon die zündenden Ideen für die Region ebenfalls nicht ausgegangen sind. Und man versteht besser die kryptischen Äußerungen von Israels Staatspräsident Peres vom Montag, er habe Vertrauen in die Art und Weise, wie Obama in einen Krieg zu ziehen gedenke.
Als vor einem reichlichen halben Jahr Nordkorea – mit Ankündigung – einen Raketentest absolvierte, war man in Seoul und Tokio und vor allem in Washington außer sich vor Empörung über eine derartige Verantwortungslosigkeit Pjöngjangs angesichts der Spannungen in Fernost; und das mit einiger Berechtigung. Die man nun selbst entwertet hat.
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