Kontrolle ist besser

Ulrike Henning über weitere Betrugsfälle bei der Organspende

  • Lesedauer: 1 Min.

Egal, was Prüfberichte ergeben - Vertreter aus Medizin und Regierungspolitik trommeln unentwegt, um die Bereitschaft der Bevölkerung zu Organspenden wieder zu erhöhen. Nach den bisherigen Fällen von Manipulationen an Wartelisten wurden jetzt weitere ernsthafte Verstöße an der Uniklinik Münster bekannt. In Göttingen läuft das Gerichtsverfahren noch, in anderen Städten ermitteln Staatsanwaltschaften. Mit den Gegenmaßnahmen wurde gerade erst begonnen - und das teils halbherzig. Das Bundesgesundheitsministerium bereitet die Gründung eines Transplantationsregisters vor, ein Zwischenbericht ist nicht vor Jahresende zu erwarten. Ein solches Register könnte die Sinnhaftigkeit der Organverpflanzungen besser belegen als alle Beteuerungen zur Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit der Ärzte - der meisten Ärzte, muss leider eingeräumt werden.

Der noch amtierende Gesundheitsminister Daniel Bahr beschwört das Bild herauf, bei mehr staatlicher Kontrolle würde neben jedem Arzt ein Beamter stehen. Dass Länder mit einem hohen Organspendeaufkommen wie Spanien aber auch eine staatliche Behörde für die Vergabe haben und dort derartige Skandale nicht auftraten, wird kaum erwogen. Auch die gute Erfahrung Frankreichs, das nach einer Skandalserie vor 20 Jahren die Vergabe verstaatlichte, zählt nicht. In der Bundesrepublik wird vor allem immer wieder um Vertrauen geworben, auf lange Wartelisten und traurige Schicksale verwiesen. Ein Qualitätsnachweis ist das nicht.

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