Fürth holt Union Berlin von der Tabellenspitze
Die Kleeblätter gewinnen 4:2 in der Hauptstadt
»Lasst uns den Abend heute genießen«, rief Stadionsprecher Christian Arbeit den 19707 Zuschauern am Freitag in der Alten Försterei vor dem Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem 1. FC Union Berlin und der SpVgg Greuther Fürth zu. Genießen, dass die Köpenicker mit der Tabellenführung im Rücken in ein Spiel gehen. Dieses Gefühl hatten sie zuvor vier Jahre lang nicht.
Von diesem Gefühl beflügelt zeigten die Berliner eine starke Anfangsphase. Schon nach vier Minuten segelte ein Schlenzer von Kapitän Torsten Mattuschka nur knapp am Tor von Gästekeeper Wolfgang Hesl vorbei. Der 1. FC Union erkämpfte und erspielte sich auf regennassem Rasen Vorteile. Nach einer Viertelstunde verpasste Sören Brandy nach einer Ecke von Mattuschka die Führung per Kopf knapp.
Zwei Minuten später aber ließ Benjamin Köhler die Union-Fans jubeln. Nachdem der Ball nach seinem Querpass im Strafraum vom Gegner zu ihm zurückkam, vollendete er aus zehn Metern einfach selbst. Der öffnende Pass zuvor kam von Adam Nemec. Der Slowake, der aufgrund seiner starken Leistungen bei den Berlinern jüngst auch wieder ins Nationalteam berufen worden war, ist ein Musterbeispiel für die gewachsene Stärke der Berliner. Der kantige Stürmer rennt und kämpft wie eh und je, aber unter Trainer Uwe Neuhaus hat er sich auch spielerisch stark weiterentwickelt.
Dieser Berliner Kombination aus Spiel und Kampf hatte der Erstligaabsteiger aus Fürth in der ersten Halbzeit nicht allzu viel entgegenzusetzen. Zwar kamen die Gäste immer mal wieder gefährlich vor das Tor von Daniel Haas, aber richtig klare Chancen sprangen dabei nicht heraus. Beim Verzweiflungsschuss von Innenverteidiger Mergim Mavraj in der 39. Minute musste Unions Torwart das erste Mal einen Ball festhalten. Und in der Defensive hatten die Fürther arge Probleme, dem Druck der Berliner standzuhalten. Ein Tor fiel vor dem Pausenpfiff aber nicht mehr.
Nach dem Wiederanpfiff spielte der 1. FC Union erst mal ungebremst weiter. In der 47. Minute erreichte Christopher Quiring, der für den verletzten Brandy ins Spiel gekommen war, ein Pass von Mattuschka. Quirings Hereingabe konnte Fürth-Keeper Hesl im letzten Moment entschärfen. Vier Minuten später köpfte Nemec auf das Gästetor – nur Sekunden später scheiterte Mattuschka aus zehn Metern freistehend an Hesl und vergab die größte Chance, die Führung auszubauen. Nach dem direkten Gegenzug stand es plötzlich 1:1. Goran Sukalo nutzte die Verwirrung in der Berliner Defensive nach einem Konter und schob den Ball in der 52. Minute aus 15 Metern überlegt ins Eck.
Der Ausgleich machte die Spielvereinigung mutiger – und nach genau einer Stunde Spielzeit ging sie in Führung. Die mitgereisten Fürther Fans, deren großflächige Banner fast mehr Platz im Gästeblock einnahmen als sie selbst, wurden nach dem Treffer von Tom Weilandt zum 1:2 zu einem hüpfenden Haufen. Wieder hatten die Gäste einen schnellen Angriff vorgetragen. Vor allem die Einwechslung von Florian Trinks im Sturm für Niclas Füllkrug machte sich bezahlt.
Nun war es weg, dieses Gefühl, Spitzenreiter zu sein. Der Rückstand verunsicherte die Berliner. Im Spielaufbau klappte nicht mehr viel, der Gegner machte Druck, die Fehler in der Defensive häuften sich. In der 66. Minute ging es wieder zu schnell für die Köpenicker Abwehr. Zoltan Stieber stand vollkommen ungedeckt im Strafraum und hatte keine Mühe, zum 1:3 zu vollenden. Der 1. FC Union nahm den Kampf zwar nochmals auf und konnte in der 86. Minute durch den eingwechselten Stürmer Simone Terodde verkürzen. Vier Minute später stellte aber Stieber den Zweitore-Vorsprung für die Spielvereinigung wieder her. Mit dem 4:2 schoss er Greuther Fürth endgültig zurück an die Tabellenspitze.
Der Knackpunkt im Spiel des 1. FC Union Berlin war sicherlich die vergebene Großchance von Torsten Mattuschka nach 52 Minuten und der postwendende Ausgleich. Dass Fürth aber berechtigter Weise mit dem klaren Ziel Wiederaufstieg in die Saison gestartet ist, zeigte die zweite Halbzeit. Die Spielvereinigung kombinierte schnell und direkt und hätte durchaus noch höher gewinnen können. Mit nur einer Niederlage in acht Spielen und 17 Punkten steht Fürth genau da, wo sie hinwollen. Und der 1. FC Union ist gefestigt genug, um solch eine Niederlage wegstecken zu können. Das Gefühl eines Spitzenreiters verließ aber mit dem Fürther Mannschaftsbus die Alte Försterei.
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