Unsicherheit und Interessen

Simon Poelchau über Konjunkturvorhersagen gleich nach der Bundestagswahl

  • Lesedauer: 1 Min.

Prognosen sollte man nie hundertprozentig trauen. Wenn wie jetzt zwei Wirtschaftsinstitute, nämlich das gewerkschaftsnahe IMK und das arbeitgebernahe IW, Konjunkturvorhersagen machen, dann können sie einem zwar sagen, wie sich die Wirtschaft wahrscheinlich entwickelt, doch ihre Schätzungen sind immer mit Unsicherheiten verbunden.

Die größte Unsicherheit heißt derzeit US-Haushaltsstreit. Niemand kann genau sagen, wie lange der Zwist zwischen Demokraten und Republikanern anhalten und wie stark sein Einfluss auf die deutsche Wirtschaft sein wird. Hinzu kommt noch eine zweite Unsicherheit: Auch Ökonomen forschen nicht im politikfreien Raum. Ihre Vorhersagen sind immer von Interessen beeinflusst. So macht es skeptisch, dass das wirtschaftsfreundliche IW gleich nach der Bundestagswahl seine Konjunkturprognose senkte, während das IMK schon im Juli seine Aussagen vom Frühjahr relativierte. Wollte das jeweilige Institut damit seinem politischen Lager etwa eine Wahlkampfhilfe geben? Ganz lässt sich diese Vermutung zumindest nicht aus dem Raum schaffen.

Eines ist jedenfalls sicher: Wenn IW-Direktor Michael Hüther sagt, dass man sich bei den Sozialausgaben mal einiges vornehmen könne, dann denkt die Arbeitgeberseite schon wieder an die Schleifung der letzten Reste des Sozialstaats.

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