Potsdam holt sich in der Champions League Selbstvertrauen für die Bundesliga
Turbine gewinnt das Rückspiel gegen MTK Hungaria 6:0, am Sonnabend kommt der VfL Wolfsburg zum Spitzenspiel
Bernd Schröder stellte vor dem Rückspiel im Sechzehntelfinale der Champions League klar: »Wir haben nichts zu verschenken.« Trotz des klaren 5:0-Siegs vor einer Woche im Hinspiel in Budapest forderte der Trainer von Turbine Potsdam, dass seine Spielerinnen die Aufgabe gegen MTK Hungaria am Mittwochabend mit vollem Engagement angehen sollten.
Unterstützt von 1480 Zuschauern im Karl-Liebknecht Stadion bestürmten Potsdams Fußballerinnen dann mit dem Anpfiff sofort das Tor der Ungarinnen. Nicht mal eine Minute war gespielt und schon hatte Turbine den ersten Eckball. In den ersten 20 Minuten hatten vor allem Stürmerin Genoveva Anonma und die quirlige Natasa Andonova beste Möglichkeiten, Potsdam in Führung zu schießen.
Doch nicht nur die mangelnde Chancenverwertung dürfte Schröder missfallen haben. Sondern auch, dass der sehr defensiv eingestellte ungarische Meister mit relativ einfachen Mitteln imstande war, Potsdams Abwehr auszuhebeln. Jeweils ein gutes Zuspiel ins Zentrum der Turbine-Defensive ermöglichte in der dritten und elften Minute den Ungarinnen gute Chancen. Und dass, obwohl MTK Hungaria meist nur mit zwei, drei Spielrinnen angriff.
Natürlich gestikuliert Bernd Schröder oft wild an der Seitenlinie und macht seinem Unmut lautstark Luft. Doch das Spiel gegen die Ungarinnen war ihm wichtig, weil es jetzt im Herbst ernst wird. Schon am Sonnabend: Dann empfängt Turbine in der Bundesliga den aktuellen Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg. Und im Achtelfinale der Königsklasse Anfang November wartet Olympique Lyon als Gegner. Für solch hochkarätige Duelle muss Turbine spielerisch konstanter werden. Deshalb wollte Potsdams Trainer den Rhythmus nach dem 5:1-Sieg am vergangenen Sonntag bei Bayer Leverkusen beibehalten.
Und für solch ein volles Programm braucht Schröder ein funktionierendes Team von 15, 16 Spielerinnen – und nicht nur eine Stammelf. Gegen MTK Hungaria verzichtete er deshalb von Beginn an auf Lia Wälti, Maren Mjelde, Alex Singer, Lisa Evans und Pauline Bremer. Deren Vertreterinnen machten es zwar ganz ordentlich, allerdings war der überforderte Gegner aus Ungarn kein wirklicher Maßstab.
Zählbares lieferte die erste Halbzeit trotz drückender Überlegenheit auch nicht. Nach weiteren Großchancen durch Anonma und Julia Simic wurde gar das sonst so geduldige Potsdamer Publikum nervös: »Wo bleibt denn das 1:0«, schallte es von der gut besetzten Haupttribüne im Karl-Liebknecht-Stadion.
Erst Asano Nagasato erhörte die Zuschauer in der 62. Minute. Aus zehn Metern erzielte sie die Führung. Drei Minuten später stand es schon 3:0. Andonova (63.) und Antonia Göransson (65.) hatten getroffen. Turbine hatte sich die Führung natürlich verdient. Aber sie war einerseits auch eine Konsequenz des Kräfteverschleiß’ beim Gegner, der nicht mehr alle Lücken in der eigenen Abwehr schließen konnte. Vor das Potsdamer Tor kamen die Ungarinnen in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr. Turbines Torfrau Ann-Katrin Berger lief pausenlos vor ihrem Strafraum auf und ab, um nicht auf dem Rasen anzufrieren.
Auch wenn Göransson (84.), Andonova (87.) und Nagasato (90.) noch zum 6:0-Endtsand trafen, die Tore waren andererseits aber auch keine Folge von zwingenden Kombinationen. Vor allem der letzte Pass kam viel zu oft nicht an. Dennoch konnte Turbine ein positives Fazit ziehen. »Es war wichtig für unser Selbstvertrauen, noch sechs Tore geschossen zu haben«, blickte Potsdams Spielführerin Stefanie Draws auf das Duell gegen Wolfsburg am Sonnabend voraus. Zumindest zufrieden war Bernd Schröder nach der zweiten Halbzeit. Bange ist ihm weder vor dem VfL noch vor Olympique Lyon. »Wir sind Erster in der Bundesliga und das wollen wir auch bleiben«, sagte der Turbine-Coach. Und wer die Bundesliga anführe, habe natürlich auch gegen Lyon die Chance, eine Runde weiterzukommen. Die Achtelfinalduelle mit dem Champions-League-Sieger von 2011 und 2012 finden am 9./10. und 13./14. November statt.
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