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Familienmensch
Keith Alexander tritt als Direktor des US-Geheimdienstes NSA zurück
Wie könnte man jemandem solch einen Wunsch ausschlagen? Er wolle sich »mehr um seine Familie kümmern«, sagte Keith Alexander, als er diese Woche den Gang in den Ruhestand ankündigte. 62 Lebensjahre werden dann hinter ihm liegen. 30 Jahre, in denen den Chef des US-Geheimdienstes NSA nur eine Sache angetrieben habe: »Die Liebe zu meinem Land.«
Woher stammt ein Verständnis von Liebe, das im Abhören von so ziemlich jedem Erdenbürger mit Telefonanschluss gipfelte? Von der Militärakademie Westpoint, einem Studienabschluss in Cyber-Kriegsführung und Stationen an unzähligen Armee-Hochschulen führte sein Weg direkt in den »Zweiten Golfkrieg«. Später zum Chef des Militärgeheimdienstes aufgestiegen, fiel die Folter von irakischen Gefangenen in Abu Ghraib unter seine Verantwortung.
War seine Nächstenliebe dort noch auf die Todgeweihten des Mittleren Osten begrenzt, erweiterte sich der Wirkungsradius seiner Zuneigung ab dem Jahr 2005 dramatisch: Aus seinem zwischenzeitlich nach dem Vorbild von »Raumschiff Enterprise« eingerichteten Bürozimmer beteiligte er sich an den ferngesteuerten Liebesgrüßen an pakistanische, jemenitische oder afghanische Hochzeitsgesellschaften.
»Dutzende potenzielle Anschläge im In- und Ausland« seien durch seine Überwachungsprogramme verhindert worden, blickte Alexander - trotz der Verantwortung an der Tötung von Tausenden - stets auf die Sonnenseiten des Lebens. Auch als ihn Journalisten auf den millionenfachen Grundrechtsbruch durch Programme wie PRISM und XKeyscore ansprachen, blieb er leidenschaftlicher Diener seines Landes: »Lassen sie uns nicht über das Gesetz nachdenken. Denken wir darüber nach, wie der Job erledigt werden kann.«
Ab Frühjahr nächsten Jahres wird die Welt nun also die Liebe seines Nachfolgers genießen und Alexander sich mehr Zeit für seine Familie nehmen können. Es bleibt zu wünschen, dass dieser seine Ehefrau und seine vier Töchter abgrundtief hasst.
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