Ost-Derby ohne Sieger

Das umkämpfte Spiel zwischen Energie Cottbus und dem 1. FC Union Berlin endet torlos

Hitzig war es auf dem Platz, stimmungsvoll auf den Rängen: Am Freitagabend empfing der FC Energie Cottbus den 1. FC Union Berlin. Das Ost-Derby lockte 16194 Zuschauer ins Stadion der Freundschaft, mehr waren in dieser Saison noch nie gekommen. Und alle sahen ein gutes Spiel – beim 0:0 fehlten allein die Tore.

Als am Freitagabend das erste »Eisern Union« durch das Stadion der Freundschaft schallte, war klar: Über 3000 Fans waren ihrer Berliner Mannschaft in die Lausitz gefolgt. Sie hatten nicht nur den Gästebereich komplett gefüllt, sondern auch ein Drittel der Haupttribüne okkupiert. Auch von dort ertönte der Schlachtruf der Köpenicker. Das Ostderby bescherte dem FC Energie mit 16194 Zuschauern die bislang beste Kulisse in dieser Saison der 2. Fußball-Bundesliga.


Die Stimmung war also prächtig. Und auch auf dem Platz war die Derby-Atmosphäre zu spüren: rassige Duelle, Kampf um jeden Ball, hohe Laufbereitschaft. Doch eines gelang in der 1. Halbzeit nur dem 1. FC Union Berlin. Beide Trainer hatten zuvor angekündigt, jeweils das Spiel ihrer Mannschaft durchbringen zu wollen: offensiv und ohne allzu viel Rücksicht auf die Taktik des Gegners.


Es war aber nur das Spiel der Berliner. Cottbus investierte viel in ein aufwendiges Pressing, war aber dann zu langsam im Umschaltspiel von Abwehr auf Angriff. So hatte der FC Energie in der ersten Hälfte nur eine nennenswerte Chance. Das unübersichtliche Getümmel im Strafraum der Berliner in der 26. Minute blieb aber folgenlos. Sichtlich unzufrieden war dann auch Rudi Bommer. Der Cottbuser Trainer stand die gesamten ersten 45 Minuten an der Seitenlinie und versuchte, auf das Spiel seiner Elf einzuwirken.


Uwe Neuhaus hingegen verfolgte das Geschehen relativ entspannt von der Trainerbank aus. Nur bei der ein oder anderen vergebenen Torchance sprang er auf und ärgerte sich. In der 12. Minute, als Sören Brandy einen langen Diagonalpass von Fabian Schönheim zu langsam verwertete und deshalb noch im Strafraum beim Abschluss gestört werden konnte. Die Haare raufte sich Neuhaus sieben Minuten später. Benjamin Köhler stand nach feinem Zuspiel on Simon Terodde frei vor Energie-Torwart Robert Almer, setzte den Lupfer aber knapp neben das Tor. Nach 23 Minuten zog Stürmer Terodde selbst aus zehn Metern ab. Sein guter Schuss wurde aber noch abgefälscht.


Weil aber bis zur Halbzeit immer noch kein Tor gefallen war, fragte der Stadionsprecher kurz vor Wiederanpfiff: »Wer wird Derbysieger.« Die Lautstärke der Antwort sprach für Energie Cottbus. Zwar kamen die Gastgeber tatsächlich schwungvoller aus der Kabine, die erste klare Chance hatte aber wieder der 1. FC Union Berlin. Terodde, der erneut den Vorzug vor Adam Nemec erhalten hatte, brachte in der 51. Minute einen schönen Volleyschuss aufs Cottbuser Tor. Almer hatte zwar große Mühe, konnte aber letztlich klären.


Dass sich die Kräfteverhältnisse auf dem Feld dennoch etwas verschoben hatten, zeigte der Blick an die Seitenlinie: Da Stand jetzt auch Uwe Neuhaus. Hinter ihm wurde es in der 55. Minute laut. Die Cottbuser Fans beklatschten ihren Torjäger Boubacar Sanogo. Der hatte verletzungsbedingt noch in der Startelf gefehlt, machte sich jetzt aber für seinen Einsatz bereit. Bei soviel Vorschusslorbeer wollte Sanogo nicht kleinlich sein: Kurz nach seiner Einwechslung setzte in der 58. Minute einen Kopfball ganz knapp neben das Berliner Tor. Und noch in derselben Spielminute bediente Marco Stiepermann im Strafraum, dessen Schuss aber im letzten Moment noch abgeblockt werden konnte.


Nach einer kurzen Cottbuser Sturm- und Drangphase neutralisierten sich beide Mannschaften. Die Mehrzahl der besseren Chancen hatten aber wieder die Berliner. In der 72. Minute klärte Energie-Keeper Almer im letzten Moment vor dem heranstürmenden Brandy. Sechs Minuten später entschärfte Almer einen Schuss von Benjamin Köhler. In der 82. Minute war der österreichische Nationaltorwart erneut zur Stelle: Damir Kreilachs Kopfball aus fünf Metern parierte er reaktionsschnell.


Und auch der Berliner Kapitän Torsten Mattuschka, einst aus Cottbus zum 1. FC Union gewechselt, hatte noch seinen großen Auftritt. Sein Schlenzer aus 20 Metern fand in der 87. Minute aber auch nicht den Weg ins Tor, der Ball streifte nur die Latte. Zwei Minuten zuvor hatte Ivica Banovic die letzte Möglichkeit zur Cottbuser Führung vergeben. Da der kroatische Mittelfeldstratege aber beileibe kein Kopfballwunder ist, ging sein Versuch aus fünf Metern dann doch recht deutlich über das Berliner Tor.


Letztlich waren mit dem 0:0 alle ein wenig zufrieden. Der FC Energie Cottbus, weil er gegen ein Spitzenteam der 2. Bundesliga bestanden und einen Punkt geholt hat. Und der 1. FC Union Berlin, weil er mit dem Remis sogar zwischenzeitliche Tabellenführung erkämpft hat. »Es haben eigentlich nur die Tore gefehlt«, sagte der Cottbuser Trainer Rudi Bommer zufrieden. Uwe Neuhaus saß neben ihm. Der Berliner Trainer nickte.

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