Knurrende Gewerkschaften
Aert van Riel über die vermeintliche schwarz-rote Einigung zum Mindestlohn
In einem der reichsten Länder der Welt arbeiten viele Menschen für einen Hungerlohn und erhalten vom Amt zusätzlich Geld, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Mitverantwortlich hierfür ist die SPD, die einst dem Lohndumping Tür und Tor geöffnet hatte. Nun war die Partei zur Bundestagswahl mit dem Versprechen angetreten, den Niedriglöhnern durch die Einführung eines eher mageren Mindestlohns von 8,50 Euro aus der Misere zu helfen. Doch dieses Versprechen lässt sich gegen wirtschaftsnahe Unions-Politiker in den Koalitionsgesprächen nicht so leicht durchsetzen. Am Ende dürften sich beide Seiten auf einen Kompromiss einigen, der in naher Zukunft vielen Beschäftigten nicht weiterhelfen wird. Möglich sind eine langsame Angleichung eines Ost-Mindestlohns an das Westniveau oder Ausnahmen für Ungelernte.
Zumindest verbal stellt sich nun der DGB gegen diese vorstellbaren Entscheidungen von Union und SPD. Es wäre nur konsequent, wenn die Gewerkschafter in den nächsten Wochen nicht nur knurren, sondern sich auch wirklich widerständig verhalten würden. So könnten sie etwa in der SPD-Basis dafür werben, einen Koalitionsvertrag mit der Union abzulehnen. Denn zu einer Großen Koalition gibt es Mitte-Links-Alternativen, deren Politik auch im Sinne der Gewerkschaftsforderungen wäre.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.