Rücktritt wie er sein muss
Markus Drescher über den Rückzug der Kieler Oberbürgermeisterin
Am Ende steht die Pressekonferenz, mit oder ohne Tränen, aber bitte mit Nachtreten. Vorangehen sollte einem ordentlichen Rücktritt ein mindestens wochenlanges Klammern am Posten, heftiges Abstreiten des Vorwurfs, breitgestreute Schuldzuweisungen, ein Hauch Verschwörungstheorie, möglichst viel verbrannte Erde und am wichtigsten: sich so weit in die Scheiße reiten, dass man nicht mehr heraus kommt. An diese Regeln hat sich Susanne Gaschke, seit Montag Ex-Oberbürgermeisterin von Kiel, minuziös gehalten. Dabei müsste sie als gelernte Journalistin wissen, wie es läuft. Dass es ab einem bestimmten Punkt kein Zurück mehr gibt. Dass die Medien dieses Prozedere schon zigfach gesehen, beschrieben und befeuert haben.
Wie überraschend wäre es, wenn Politiker und Politikerinnen (und aktuell Bischöfe) - nein, nicht etwa keine Fehler machten, sondern - sich nach gemachten Fehlern nicht zielstrebig zum garantierten Rücktritt redeten. Was ist verkehrt an einem simplen »tut mir leid«, oder auch nur der öffentlichen Einsicht, dass etwas schief gelaufen und nun zu überlegen ist, wie die Situation gelöst werden kann? Nichts. Schlimmer als der Weg, den so viele Amtsträger schon beschritten haben, kann es auch nicht enden. Ob es mal jemand ausprobiert?
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