»Kaiser« kritisiert Klinsmann

Bundestrainer nach Fernbleiben beim WM-Workshop stärker im Visier

  • Lesedauer: 2 Min.
»Kaiser« kontra »Klinsi«: In bislang noch nie da gewesener Form hat Franz Beckenbauer seinen früheren Schützling Jürgen Klinsmann kritisiert, dem Bundestrainer 95 Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel Beratungsresistenz und eine schlechte Kinderstube unterstellt. »Jeder geht mit seinem Bereich so um, wie er erzogen wurde. Er hätte hier erscheinen müssen. Das ist ein Pflichttermin, und so viele Pflichttermine hat er ja nicht«, sagte der deutsche WM-OK-Chef am Rande des zweitägigen Workshops der 32 WM-Teilnehmer in Düsseldorf, den Beckenbauer am Montagvormittag eröffnet hatte. Der 60-Jährige verurteilte das Verhalten Klinsmanns, der am Donnerstag nach der 1:4-Pleite der deutschen Nationalmannschaft in Italien gleich wieder den Flieger in Richtung seiner Wahlheimat USA bestiegen hatte. Damit fehlte der Bundestrainer unter anderem auch beim Workshop, obwohl dort unter anderem der von ihm vorangetriebene Vorschlag einer späteren Nominierungsfrist (bisher 15. Mai) diskutiert wird. Die Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde beim Workshop von Klinsmanns Assistenten Joachim Löw sowie Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff angeführt. »Das ist ein Unding. Als Gastgebertrainer muss man da sein. Fast alle Cheftrainer sind da, aus Brasilien kommt Carlos Alberto Parreira, Sven-Göran Eriksson kommt aus England, aber unser Chef ist nicht da. Mehr will ich dazu gar nicht mehr sagen. Denn wenn ich weiter darüber nachdenke, wird meine Wortwahl noch drastischer«, meinte ein zorniger Beckenbauer, der seinen Wortschwall für alle sichtbar zügeln musste. Überhaupt ging der OK-Boss deutlich auf Distanz zu Klinsmann, der als Stürmer 1990 unter dem damaligen Teamchef Beckenbauer in Italien Weltmeister geworden war. »Ich weiß nicht, wie oft ich mit ihm gesprochen und ihm gesagt habe, dass er in der Hauptzeit vor der WM in Deutschland sein muss. Wenn das die Auffassung von seinem Beruf ist, dann muss er auch mit der Kritik leben.« Der geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger stellte sich hinter seinen leitenden Angestellten Klinsmann: »Franz sagt emotional, was viele denken, und ich nehme mich selbst da nicht ganz aus. Im Interesse der WM und der Vorbereitung spreche ich natürlich mit Jürgen Klinsmann über alles; es macht indes keinen Sinn, seine Arbeits- und Verhaltensweisen ständig neu zu thematisieren. Wir müssen alle an der Seite dieses Bundestrainers stehen, der in seiner bisherigen Amtszeit auch viel Positives bewegt hat. Nur mit Vertrauen zu ihm und seinen überwiegend jungen Spielern haben wir eine Chance, unsere Ziele zu erreichen.« sid/ND
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