Lustig ist was anderes: Der Freund stößt ein Rotweinglas um und ruiniert den neuen Teppichboden oder die Kinder raufen sich auf dem Schulhof und eine teure Brille geht zu Bruch. Freilich kann es noch viel schlimmer kommen: Die Familie grillt mit Freunden im Garten und durch die Schuld des Hausherrn verbrennt eine Stichflamme den ungeschützten Arm des Nachbarn, und auch der folgende Fall findet sich in den Akten einer bekannten hamburgischen Versicherungsgesellschaft: Ein rasender Radfahrer verletzt in der Fußgängerzone einen Passanten schwer.
In all diesen Fällen haftet der Schuldige und ist verpflichtet, den gesamten finanziellen Schaden zu tragen. Er muss also einen neuen Teppich kaufen oder für die Reparatur der Brille aufkommen, dem verletzten Nachbarn muss er Schmerzensgeld und dem dauerhaft geschädigten Fußgänger muss der achtlose Radfahrer die ärztliche Behandlung, Pflegekosten und womöglich lebenslang eine Rente zahlen. Das kann im schlimmsten Fall Millionen Euro kosten und das Leben des Schuldigen finanziell ruinieren, denn er haftet laut Gesetz mit seinem gesamten Vermögen und Einkommen oberhalb der Pfändungsgrenze. »Weil eine Unachtsamkeit solche verheerenden Folgen haben kann, sollte jeder eine Privathaftpflichtversicherung haben«, empfiehlt die Stiftung Warentest, die Betonung liegt auf »jeder«.
Die preiswertesten Policen sind schon für etwa 50 Euro im Jahr zu haben. »Insgesamt ist die Haftpflicht eine sehr günstige Versicherungsart«, bestätigt auch Experte Peter Grieble, »aber es gibt erhebliche Preisunterschiede.« Während günstige Verträge für Singles nur 50 bis 60 Euro kosten, verlangen andere Versicherungen bis zu 200 Euro. Familien mit Kindern können einen umfassenden Versicherungsschutz schon für unter 100 Euro kaufen.
Trotz aller Vorteile und niedriger Preise verzichtet ein Drittel aller Haushalte auf eine Privathaftpflichtversicherung. »Leichtsinnig«, klagen Fachleute. Andere Verbraucher besitzen zwar eine Police, sind aber dramatisch unterversichert - und wissen es oft nicht einmal. Wer vor zehn oder zwanzig Jahren einmal eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat, wähnt sich heute oft noch bestens geschützt, schließlich zahlt man in jedem Januar brav die neue Rechnung der Versicherungsgesellschaft. Ein möglicherweise teurer Irrtum, denn in alten Verträgen sind oft nur Schäden bis zu einer Million D-Mark festgeschrieben. Im Ernstfall kann dies in der Euro-Ära viel zu wenig sein. »Die Deckungssumme sollte so hoch wie irgend möglich sein«, sagt der Stuttgarter Verbraucherschützer Peter Grieble. Selbst eine Deckungssumme von einer Million Euro gilt heute als zu niedrig, fünf Millionen sind fast schon Standard und viele Versicherer bieten sogar Verträge über 7,5 oder 10 Millionen an - meistens für einen akzeptablen Preisaufschlag. Und weil ein Großteil der Bundesbürger keine Privathaftpflichtversicherung besitzt, ist es sinnvoll, wenn der eigene Vertrag eine so genannte Forderungsausfalldeckung umfasst.
Nicht immer und nicht für jeden reicht eine normale Privathaftpflicht aus. Eine Zusatzabsicherung kann für Mieter zweckmäßig sein, um sich gegen Mietsachschäden zu wappnen. Wer in seinem eigenen Haus einen Öltank nutzt, sollte eine Gewässerschadenhaftpflicht abschließen und wer Grundbesitz hat, sollte über eine Grundbesitzerhaftpflicht nachdenken. Darüber mehr demnächst im dritten Teil unserer Versicherungsserie.
Noch einige praktische Tipps.
Doppelversicherung: Bei Heirat oder Ehe ohne Trauschein reicht eine einzige Haftpflichtversicherung aus. Der andere ist dann über die Police des Partners kostenlos abgesichert.
Beitrag: Zahlen Sie den Beitrag jährlich. Bei monatlicher oder halbjährlicher Zahlungsweise verlangen fast alle Versicherer einen Aufschlag von bis zu zehn Prozent.
Weitere Tipps finden sich in dem Buch "Richtig versichert - viel Geld gespart", welches der Verbraucherzentrale Bundesverband herausgegeben hat. Es kostet 7,80 Euro und ist in jeder Buchhandlung erhältlich
(ISBN 3-936350-13-2).
HERMANNUS PFEIFFER