Der Mann aus dem Schatten

Filippo Pozzato gewinnt Mailand - San Remo

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Mann, der aus dem Schatten kam, hat mit Mailand - San Remo das mit 294 Kilometer längste Eintagesrennen im Kalender des Profiradsports gewonnen. Der Italiener Filippo Pozzato warf mit einer energischen Attacke auf den letzten sechs Kilometern alle Spekulationen über eine Spurtentscheidung zwischen seinem Teamkollegen Tom Boonen (Belgien/Quick Step) und Alessandro Petacchi (Milram) über den Haufen. Pozzato, der früher die Spurts für Petacchi bei Fassa Bortolo anzog und seit zwei Jahren Mitglied des Boonen-Expresses ist, stahl seinen Stars nun die Show. »Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat«, äußerte er im Ziel. Pozzato, der sich in Abwesenheit von Boonen auch im Massensprint engagiert, hatte die Rolle des lädierten Paolo Bettini eingenommen. Der sollte mit Angriffen am Berg die himmelblauen Männer um Zabel und Petacchi zermürben. Als das von Milram geführte Hauptfeld zum Rest einer einst achtköpfigen Ausreißergruppe aufschloss, folgte Pozzato einer Attacke seines Landsmanns Alessandro Ballan. Zu ihnen gesellte sich noch der starke Spanier Igor Astarloa und der Luxemburgische Meister Franck Schleck. Von den Milram-Männern, die das Feld über 250 km fast im Alleingang hinter den Ausreißern hergezogen hatte, war in diesem Moment nichts zu sehen. Erst drei Kilometer vor dem Ziel setzte sich plötzlich Erik Zabel an die Spitze. »Ich habe Alessandro passiert und ihn gefragt, wie er sich fühle. Er sagte, er hätte gute Beine und so habe ich versucht, die Lücke zu schließen«, analysierte Zabel im Ziel. »Eigentlich wollte ich Alessandro erst auf dem letzten Kilometer führen. Um überhaupt eine Chance auf eine Sprintentscheidung zu haben, mussten wir jedoch jetzt reagieren.«
Zabel war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Er wirkte dennoch gefasst. »Alessandro hat mit diesem sehr langen Sprint, der ihn noch auf den zweiten Platz geführt hat, gezeigt, wie gut er in Form ist.« Er setzte noch hinzu: »An Abstimmungsproblemen hat es nicht gelegen. Es gab keine. Alles ging gut, bis auf die Tatsache, dass Pozzato entwischte.« Vielleicht der einzige Makel, aber doch ein entscheidender.
Der siegreiche Helfer Pozzato tritt nach diesem Wochenende wieder freiwillig ins zweite Glied zurück. »Bei den belgischen Klassikern will ich wieder für Tom und Paolo arbeiten«, sagte er auf der Pressekonferenz. Quick Step hat mit diesem Sieg seine gegenwärtige dominierende Stellung unterstrichen. Die Mannschaft ist ausgeglichen besetzt und verfügt über mehrere Trümpfe. Vom erst 24-jährigen Pozzato darf man in Zukunft noch mehr erwarten. Der, wie er von sich selbst sagt, »komplette Rennfahrer ohne besondere Stärken und Schwächen«, hat zuletzt wieder Zeitfahren trainiert, um in Mehretappenrennen Erfolg zu haben.

Mailand - San Remo (294 km):
1. Pozzato - Quick Step 6:29:41 Std., 2. o Petacchi - Team Milram, 3. Paolini (alle Italien) - Liquigas-Bianchi, 4. Boonen (Belgien) - Quick Step, 5. Napolitano (Italien) - Lampre-Fondital, 6. Freire (Spanien) - Rabobank, ...12. Kopp (Köln) - Gerolsteiner, 14. Wegmann (Freiburg) - Gerolsteiner, 15. Klier (Denderwindeke/Belgien) - T-Mobile , 21. Zabel (Unna) - Team Milram alle gl. Z., 35. Haussler (Cottbus) - Gerolsteiner + 0:05 min, 59. Sinkewitz (Künzell) - T-Mobile, 60. Grabsch (Bottighofen/Schweiz) - Phonak beide gl. Z., 96. Schreck (Erfurt) - T-Mobile, + 2:29, 140. Jaksche (Kitzbühel/Österreich) - Liberty Seguros + 7:01, 147. Burghardt (Chemnitz) - T-Mobile Team + 8:26.
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