- Politik
- TV-Kritik: »Die Wochenshow« auf SAT 1
Annette statt Anke
Anke Engelke hat offenbar ein feines Naschen. Die »Wochenshow« auf SAT.l muffelt schon seit einiger Zeit. Verfallsdatum überschritten! Das kennt die deutsche Hausfrau und weiß: Finger weg! Ähnlich hat wohl auch Anke gedacht, als sie die Show verließ.
1996, als allüberall die Comedy-Shows wie Pilze aus dem Boden schössen, spross auch die damals recht kesse Pflanze »Wochenshow« aus dem wenig fruchtbaren deutschen Humorhumus. Das Team um Ingolf Lück (vordem vor allem in der Kondomwerbung zu Hause), Romeo Riemer und Bastian Pastewka adoptierte die ranke Anke, und die war ein echtes Komiktalent. Sie schien alles zu können: Sie moderierte und parodierte, dass es eine Pracht war. Und sie besaß das seltene Talent, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Ihre Parodie auf Regine Hildebrandt beispielsweise übertraf an Biss und Schnauze noch das brandenburgische Original.
Dann strich der clevere Romeo die Segel. Seinen Part übernahm der glatzhäuptige Marcus Maria Profitlich, ein sensibler Catchertyp, für alles geeignet und zu allem bereit. Aber da war das Schiff »Wochenshow« schon auf Sand gelaufen. Deutsche »Comedy« dümpelt nun mal im Seichten. Das will nichts Schlechtes über das Talent der Comedians sagen. Nur- das ewig Gleiche an jedem Samstagabend hängt dem Zuschauer irgendwann zum Halse raus. Als Lück zum ersten Mal sein niederdeutsches Landei im Interview mimte, habe ich mich gekringelt vor Lachen. Ich war begeistert von Pastewka als flockigweichem Erotikmagazinmoderator, der zu den »Liebenden« in aller Welt sprach, und Anke Engelke als doofgeile Moderatorenschnecke eines Musikkanals war schlicht zum Wegschmeißen. Aber dann wurde das Neue zum Gewohnten, das Lachen zum Gähnen. Die vier im Kölner »Capitol«, da, wo sonst Harald Schmidt uns ver arscht, machen ihre Sache heute nicht schlechter als vor vier Jahren. Aber die Sendung hat keinen Ideenzuwachs erfahren. Sie legt nicht nach an Aggressivität, und die, die dort durch den Kakao gezogen werden, die »Prominenten« aus Show, Sport und Politik, machen sich selbst bei jeder sich bietenden Gelegenheit
SAT.l will seine »Wochenshow« aber offenbar um jeden Preis erhalten. Kein Wunder in Zeiten der Ideenarmut, was die Femsehunterhaltung betrifft. Der Sender setzt weiter auf das abgebrauchte Konzept der langatmigen Sketches und ersetzte Anke Engelke - die jetzt ihre eigene Show und Serie hat - durch Annette Frier, 26, von Pro 7 abgeworben. Sie hat schon bei »switch« gemacht, was auch jetzt von ihr erwartet wird: parodiert und rumgegeikelt. Talent fürs Komische wird ihr nach den ersten beiden Sendungen niemand absprechen wollen. Sie spielt wie Anke Engelke alle Frauenpartien und gibt ihren Rollenfiguren mit kräftigen Strichen komisches Profil, da steht sie der Vorgängerin nicht nach. Sie macht aber auch nichts Anderes, und sie macht es nicht anders.
Annette Frier solle »keine geklonte Anke sein«, ließ das SAT.l-Management verlauten. Aber wer in ein bestens eingespieltes Team und ein seit vier Jahren so praktiziertes Sendeformat kommt, dem bleibt bei allem Talent gar nichts anderes übrig, als das weiter zu machen, was eingespielt ist. Denn der Sender hat mit der Neuen das Konzept um keinen Deut ver ändert. Das Schiff »Wochenshow« aber ist auf Grund gelaufen, und eine neue Galionsfigur macht es nicht wieder flott.
Thelma & Louise. Thelma (Geena Davis) ist frustriert von ihrem Alltag als Hausfrau und leidet unter ihrem Gatten. Das Leben ihrer Freundin Louise (Susan Sarandon) verläuft ähnlich. Die Zwei beschließen ein Wochenende zu verbringen. Auf dem Parkplatz einer Country-Kneipe wird der Ausflug zum Albtraum, als Louise einen Mann erschießt, der Thelma zu vergewaltigen droht. Von da an sind die Frauen auf der Flucht. Ein glänzend gespielter und rasant inszenierter Film - Kombination aus Road-Movie, »Film noir« und schwär zer Komödie. (Bis 22.55 Uhr)
OeutschlandRadio, 19.05 Uhr. Krimi
Verbrechen mit Vorbedacht. Der Unter suchungsrichter Hanusiewicz aus War schau reist in die Provinz, um die Vermögensangelegenheiten eines heruntergekommenen Gutsbesitzers und ehemaligen Schulkameraden zu klären. In der Nacht ist der Hausherr allerdings verstorben. Ein Krimi von Mathias Brand nach einer Erzählung von Witold Gombrowicz. (Bis 20 Uhr)
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.