Im fernen Kanada der Medaille ganz nah

Montag begannen Eiskunstlauf-WM in Calgary

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In der Olympiastadt Turin reichte es nicht zum Sprung aufs Podium, doch in Kanada scheinen die deutschen Paarlauf-Meister Aljona Sawschenko und Robin Szolkowy der ersehnten Medaille ganz nah. »Wir haben seit den Spielen Technik und Präsentation weiter verbessert«, glaubt Trainer Ingo Steuer vor den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften, die am Montag in der Ölmetropole Calgary begannen.
Warum die beiden Sachsen in Calgary mit Edelmetall liebäugeln dürfen? Die Olympiasieger Tatjana Totmianina und Maxim Marinin aus Russland haben ihre Teilnahme ebenso abgesagt wie die drittplatzierten Chinesen Shen Xue und Zhao Hongbo. Die traurige Tradi-tion, die Welttitelkämpfe nach Olympia auszulassen, hat sich auch bei allen anderen Goldmedaillengewinnern von Turin fortgesetzt. Fehlen werden die Olympiasieger Jewgeni Pluschenko aus Russland (Herren), dessen Landsleute Tatjana Nawka und Roman Kostomarow (Eistanz) sowie die Japanerin Shizuka Arakawa (Damen).
Doch von Sawschenko/Szolkowy abgesehen, wird niemand aus dem kleinen Team der Deutschen Eislauf-Union (DEU) von dieser Absagenflut profitieren können, zu schwach ist das Leistungsniveau.

Ingo Steuer räumt erstmals Fehler ein
Derweil hat Eiskunstlauf-Trainer Ingo Steuer zwei Monate nach seiner Enttarnung als »IM Torsten« erstmals Fehler eingeräumt und seine Stasi-Mitarbeit als »Schandfleck« in seinem Leben bezeichnet. »Ich schäme mich so sehr, dass ich mit der Staatssicherheit zusammengearbeitet habe«, sagte der 39-jährige ehemalige Weltmeister.
Die Veröffentlichung seiner Stasi-Akten kurz vor den Winterspielen, die gerichtliche Auseinandersetzung über seine Nominierung und der Presserummel hätten ihn alle Energien gekostet. »Ich komme mir vor wie ein Schwerverbrecher«, führte Steuer aus.
»Ich plane überhaupt nicht mehr. Wenn man mich nicht mehr braucht, dann eben nicht.« Er kann nicht verstehen, warum er erst kurz vor den Spielen in Turin beschuldigt wurde und nicht schon viel früher. 1994 ging Steuer mit Mandy Wötzel bei Winterspielen an den Start, 1998 kehrten sie sogar mit Bronze zurück.
Er erklärt sich die Geschehnisse in der ehemaligen DDR mit seiner Naivität als 18-Jähriger. »Wir sind so erzogen worden. Ich würde die Zeit gern ausradieren«, sagt der Trainer. »Ich stelle mich den Problemen, wenn ich etwas verbockt habe.« So gibt er auch zu, bei der Einstellung in die Bundeswehr gelogen zu haben. »Wir sind von einem System ins nächste gerutscht, standen so unter Druck.« Nun scheidet er Ende März aus der Bundeswehr-Sportfördergruppe aus und beginnt ein Studium der Anglistik und Amerikanistik.
Wie es nach der WM weitergeht ohne die finanzielle Absicherung bei der Bundeswehr, weiß er nicht. Gleichzeitig gibt er zu, die Aufdeckung habe auch eine gute Seite gehabt: »Jetzt kann ich über alles sprechen.«
sid/dpa/ND
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