Die Friedensfahrt rollt langsam an

Rund 1300 Kilometer, die meisten flach - 15 Teams, die meisten zweitklassig

Ein kleines Stück vom einstigen Glanz der Friedensfahrt gab es am Dienstag in Hannover zu erleben. Der neue schweizerische Tourdirektor Herbert Notter und seine beiden Stellvertreter Thomas Barth (Deutschland) und Cestmir Kalas (Tschechien) präsentierten die Strecke des 58. Course de la Paix im altehrwürdigen Mosaiksaal des Rathauses Hannover.
So hochglänzend wie die Wandtäfelung des Saales waren die Details nicht, die Notter und Co. vor gut 100 Gästen zu verkünden hatten: Der 58. Course de la Paix wird vom 13. bis 20. Mai in acht Etappen über knapp 1300 zumeist flache Kilometer führen und die Fahrer werden zum größten Teil aus zweitklassigen Teams kommen.
Das Profil ist nicht übermäßig anspruchsvoll: Den höchsten Punkt erreicht das Peloton auf der fünften Etappe, die nach dem Start im tschechischen Bilina nach 141 Kilometern in Altenberg im Erzgebirge endet. In Nove Mesto gibt es nach dem Überwinden von knapp 700 Höhenmetern bei 890 Metern eine von sieben Bergwertungen.
»Auf dieser Königsetappe wechselt das Gelbe Trikot, da bin ich mir sicher«, meint der Geraer Ex-Friedensfahrer Thomas Barth, der in den letzten Wochen durch Deutschland pendelte, um noch ein paar gutwillige Gemeinden zu finden, die eine Etappenankunft im Mai stemmen können.
Neben der Königsetappe aber hat nur noch die vierte Etappe Karlovy Vary - Teplice (176 km) das Prädikat anspruchsvoll verdient. An den anderen Tagen werden die 15 Teams à acht Radrennfahrer den Sieger zumeist im Spurt des Hauptfeldes unter sich ausmachen.
»2006 wollen wir natürlich ein ordentliches Rennen abliefern, damit die Fahrt auch im nächsten Jahr mit Skoda als Hauptsponsor rechnen kann«, sagt der seit November als Tourdirektor fungierende Herbert Notter. Nach den Streitigkeiten im vergangenen Jahr, als nach dem Krach zwischen Ex-Friedensfahrtdirektor Pavel Dolezel aus Prag und seinem deutschen Marketingpartner Jörg Strenger die einst größte Amateur-Etappenfahrt der Welt ausfiel, stammt der Hauptsponsor nun erstmals aus Tschechien. »Cestmir Kalas hat hervorragende Verbindungen«, schwärmte der neue Tourdirektor. »Dank seiner Arbeit haben wir eine Art Defizitgarantie vom tschechischen Ministerpräsidenten, der ist Schirmherr der Fahrt. 2006 ist auch ein eventuelles Minus abgesichert.«
Notter hingegen hat seine Hausaufgaben noch nicht voll erledigt: die Organisation von guten Teams, die er neben weiteren Co-Sponsoren Anfang Mai präsentieren soll. Die Fahrt der zweithöchsten Kategorie (hinter der ProTour) braucht dringend Stars. Doch die fehlen bisher. Etwa zehn Teams zweiten Ranges, so genannte ContinentalPro-Teams, werden dabei sein, dazu hofft Notter auf »zwei, drei ProTour-Teams«, den Rest werden drittklassige Mannschaften bilden. Ob sich da wohl der MDR wieder für eine Übertragung interessiert? Zugesagt haben laut Notter bereits das ProTour Team Milram (ND berichtete), dessen Stars Erik Zabel und Alessandro Petacchi aber beim Giro sein werden, und das zweitklassige Team Akud-Wiesenhof aus Essen. Und T-Mobile? »Schwierig«, sagt Notter, »wir verhandeln noch mit Olaf Ludwig«. Die Konkurrenz Giro d' Italia und Katalonien-Rundfahrt mache der 58. Auflage zu schaffen. Die Friedensfahrt rollt langsam an. Ihre Macher haben bis zum Start am 13. Mai noch viel zu tun.


Skoda strampelt mit: Das Gelbe Trikot der 1,2 Millionen Euro teuren Fahrt wird dieses Jahr von Skoda Tschechien gesponsort. Der Autoproduzent aus Mlada Boleslav ist seit 2004 Hauptsponsor der Tour de France und 2006 auch Geldgeber bei der Straßen-WM in Salzburg. Skoda stellt Fahrzeuge und eine nicht näher genannte Summe Geld für die Fahrt bereit. Insider schätzen, insgesamt 200 000 Euro. Der Vertrag mit Skoda gilt für ein Jahr plus Option für drei weitere Jahre.
Quelle: Friedensfahrt
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