Der DAX und die Bundesliga

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei einem Blick auf die Kurssprünge im Deutschen Aktienindex (DAX) hätte man es ahnen können: Die Fußball-Bundesliga steht kurz vor einem Verkauf an die bedeutenden börsennotierten Unternehmen. Insider sind nicht überrascht: Schließlich fordert die EU-Richtlinie 01/04/06 eine Liberalisierung des Profisports, wie sie englische Klubs mit ihrem Verkauf an die russische Gas-Mafia und die Italiener mit ihren Konzernklubs Juventus (Fiat) und Milan (Berlusconi) bereits vollzogen haben. Die Deutschen bekamen dagegen erneut eine Abmahnung aus Brüssel, weil noch nicht einmal alle Stadiennamen an die Großindustrie abgetreten wurden. Hauptgrund für die beschleunigte Bundesligaglobalisierung aber ist das erneut unterirdische Abschneiden in der Champions League, das eindeutig mit Geldmangel zusammenhängt. Nur auf den Kapitalmärkten von New York, London, Tokio und Frankfurt kann heutzutage noch genügend Geld für den Kauf von Weltklassekickern aufgetrieben werden. Mit der Saison 2007/2008 soll es losgehen. Bislang sind 16 der künftig 20 Erstligaplätze vergeben, und zwar vier an Autokonzerne (München, Stuttgart, Wolfsburg, Köln), je drei an Versicherungen (Hamburg, Mannheim, Nürnberg) und Banken (Frankfurt, Dresden, Berlin) sowie je einer aus den Branchen Energie (Essen), Chemie (Leverkusen), Versandhandel (Fürth), Tabak (Bremen), Rechtsschutz (Dortmund) und Rüstungsexport (Duisburg). In allen anderen deutschen Städten - vor allem denen der bisherigen Bundesligisten Mainz, Gladbach, Hannover, Lautern, Bielefeld und Gelsenkirchen - ist jetzt die Kommunalpolitik gefragt. Denn nur mit Anreizen für ihren Standort können sie Großkonzerne anlocken - und damit den Spitzenfußball. Und Fans sind in erster Linie auch Wähler. Dass deshalb im grenznahen Cottbus die Europazentrale des Zigarettenschmuggels entstehen soll, dürfte allerdings nicht mehr als ein müder Aprilscherz sein. Wahrscheinlicher ist da schon das Gerücht, Dauerkarteninhaber sollten pro Saison 200 Euro in Gratisaktien erhalten.
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