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Kahn schweigt - Ballack lärmt

Bremen fertigt Bayern München 3:0 ab

  • Andreas Frank
  • Lesedauer: 3 Min.
Bayern-Kapitän Oliver Kahn schwieg am Tag nach seiner WM-Ausbootung, doch Michael Ballack schlug nach Münchens 0:3 (0:1)-Schlappe im Nord-Süd-Gipfel bei Werder Bremen lauthals Alarm. »Wir dürfen uns nicht zu sicher sein. Die Geschichte mit Oliver geht am Team natürlich nicht spurlos vorbei. Ohnehin hat die Mannschaft eine nicht so gute Phase«, warnte der Spielführer der Nationalmannschaft nach der ersten Auswärts-Niederlage der Rückrunde. Trainer Felix Magath mag es ähnlich empfunden haben. Aber der taktisch-kluge Diplomat versuchte, die höchste Bundesliga-Pleite seit dem 1:4 am 28. August 2004 bei Bayer Leverkusen auf ihren sportlichen Kern zurückzuführen: »Unser Torwart hat ein Klassespiel hingelegt. Die Entscheidung gegen ihn hatte keinen Einfluss auf unsere Leistung. Wir haben gut, teilweise sehr gut, manchmal aber unglücklich agiert.« Weit weniger diplomatisch präsentierte sich Uli Hoeneß ob des Zeitpunktes der allerdings von ihm selbst forcierten Entscheidung von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. »Man hätte das alles auch in Ruhe am Sonntag erledigen können, aber vielleicht ging da ja schon wieder ein Flugzeug nach Kalifornien«, zeterte der Bayern-Manager, der das Klinsmann-Votum nach wie vor »akzeptiert«, aber dennoch für falsch hält. Sollte der in Bremen vom Publikum geschmähte Bundestrainer, der sich unter die 42 100 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion gemischt hatte, Argumente für die Richtigkeit seines umstrittenen Urteils pro Jens Lehmann und kontra Kahn gesucht haben, wurde er nicht fündig. Der 36-jährige Keeper präsentierte sich von einem verunglückten Abschlag abgesehen fehlerfrei und hielt in der 15. Minute aus kürzester Distanz einen Flachschuss von Nelson Valdez in Weltklasse-Manier. Der verbalen Unterstützung der Kahn-Fans unter den Akteuren auf dem Rasen durfte sich der Vize-Weltmeister von 2002 somit unverändert sicher sein. »Meine Meinung zu diesem Thema ist ja bekannt«, erläuterte Ballack, Zustimmung erfuhr der Keeper sogar vom Gegner. Bremens Mittelfeldspieler Tim Borowski: »Er ist ein Typ, den die Nationalmannschaft bei der WM braucht.« Der Nationalspieler setzte mit seinem Treffer in der 83. Minute den Schlusspunkt hinter einen Bremer Sieg, der die wahren Kräfteverhältnisse etwas verschleierte. Insbesondere in der ersten halben Stunde der zweiten Halbzeit dominierten die Gäste, versäumten es aber, ihre Torchancen konsequent zu nutzen. Als der Rekordmeister in der Schlussphase total auf Offensive setzte, schlossen Daniel Jensen (79.) und Borowski zwei Konter hanseatisch-kühl ab. In Führung gegangen waren die Platzherren durch ein Eigentor von Nationalspieler Bastian Schweinsteiger (33.). Der dritte Sieg hintereinander ohne Gegentor weckte bei den Norddeutschen wieder Appetit, vielleicht doch noch nach ganz oben aufzurücken. »Dieser Sieg gibt uns einen weiteren Schub«, meinte Torjäger Miroslav Klose, der zwar selbst nicht traf, aber alle drei Werder-Tore vorbereitete. Auch Werder-Sportdirektor Klaus Allofs hat die Meisterschale wieder im Visier: »Wir versuchen, alle Spiele zu gewinnen, und wollen dann mal sehen, was die Bayern machen.« Trainer Thomas Schaaf hingegen ist bis auf weiteres voll auf den zweiten Platz und die damit verbundene Direkt-Qualifikation für die Champions League fixiert: »Dafür haben wir alles selbst in der Hand, das ist mir wichtig.« sid
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