Hoppegarten lahmt

Anderswo beginnt zu Ostern die Galoppsaison

  • Werner Preiss
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Eingangstore sind verschlossen, die Kassenschalter nicht besetzt. Im Führring wiehert kein Pferd. Zu Ostern sollte im brandenburgischen Hoppegarten bei Berlin eine neue Saison beginnen. Doch die Startboxen werden nicht geöffnet. Die Zuschauer sind verärgert, Rennstallbesitzer und Trainer sauer. Der Union-Klub, Veranstalter der Rennen auf Deutschlands größter Galopprennbahn, ist Pleite. Der Erbbaurechtsvertrag wurde zum 1. April gekündigt. Eine »Stiftung Hoppegarten« sollte die Rettung bringen, kam aber nicht zustande; das Land Brandenburg lehnte eine Beteiligung ab. »Wir können uns nicht mit einer Million Euro Stiftungskosten und unüberschaubaren Nachfolgegeldern belasten«, war vom Potsdamer Finanzminister zu hören. Nach dem Scheitern der Stiftung hat der Eigentümer, die BVVG (Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft), die Rennbahn und das Trainingsgelände (ca. 200 ha) zum Verkauf ausgeschrieben. Das kann dauern. Dieser Tage haben einige Rennpferdebesitzer einen neuen »Rennverein Hoppegarten e.V.« gegründet. Der könnte an Stelle des abgewirtschafteten Union-Klubs Rennen veranstalten. Bereits im Winter hatte der Insolvenzverwalter auf Anraten von Arthur Boehlke (67), ehemaliger Geschäftsführer und Direktor, zehn Renntage für die Saison 2006 konzipiert, beginnend mit Ostern. Doch alle für April vorgesehenen Renntage wurden am 16. März abgesagt. Begründung: das widrige Wetter. Das wäre durchaus ein Grund, und es ist doch nicht die ganze Wahrheit. Auch auf anderen Turfplätzen hat der Winter den Terminkalender durcheinander gewirbelt. Doch dort gehts jetzt los: in Düsseldorf (15. 4.), in Hannover (17. 4.), in Halle (22. 4.), in Dresden (29. 4.) und in Leipzig (1. 5.). Hoppegarten folgt vielleicht am 21. Mai oder 4. Juni - wenn genügend Geld in die Kasse des neuen Vereins kommt, um die Rennpreise zu bezahlen. Das ist der zweite Grund, warum in Hoppegarten Renntermine ausfallen. Die ortsansässigen Trainer müssen mit ihren Rössern auf Reisen gehen, um Geld zu verdienen. Knapp 120 Vollblüter sind noch in Hoppegarten stationiert, betreut von acht Trainern. In Köln hat Coach Peter Schiergen allein 155 unter seinen Fittichen. Andreas Schütz, der erfolgreichste deutsche Trainer, wechselte Anfang des Jahres von Köln nach Hongkong. Schütz folgte einem verlockenden Angebot aus einem der bedeutendsten Zentren des Galoppsports, »weil die Bedingungen für unseren Sport in Deutschland zur Zeit zusehends schlechter werden«.
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