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Neben Gitarren lagen Maschinenpistolen

Im sächsischen Zschopau löste die Polizei ein Nazi-Skinhead-Konzert auf und fand ein Waffenarsenal Rechts-Terror

  • Lesedauer: 3 Min.

Von Rene Heilig

Im Land «wo noch keine Häuser brannten», stolperte die Polizei am Wochenende über ein Waffenlager von Rechtsextremisten. Bislang hatte man in Zschopau «nur» mit Hakenkreuzschmiereien zu tun.

Alles begann am Samstagnachmittag mit einem anonymen Anruf bei der Polizei. Die Freiberger schickten Zivilbeamte nach Zschopau und die stellten vor der einstigen Gaststätte «Feldschlösschen» ungewöhnlich viele Autos aus ganz Sachsen und Thüringen fest. Aus dem Innern drang dumpfe Musik. Mit alarmier ten Einheiten der Polizeidirektion Chemnitz und Bereitschaftspolizisten stürmte man gegen 23 Uhr den Laden und stellte die Personalien von 79 Leuten fest, deren Outfit keinen Zweifel an ihrer Nazi-Gesinnung zuließ. Man habe drei Männer vor läufig mitgenommen, «weil deren Identität zunächst nicht feststellbar war», berichtet Steffen Meißner von der Freiberger Polizeidirektion. Mehrere Personen hätten Schwierigkeiten zu erwarten. Das Propagandamaterial und die Symbole, die sie bei sich trugen, seien eindeutig als Verstöße gegen die Strafrecht-Paragraphen 86 a und 130 zu werten. Wie die Band hieß, die dort «aufspielte», kläre man noch, die Fans zeigten sich bei der Namenssuche nicht sehr kooperativ und «kein Musiker habe um die Herausgabe der Instrumente ersucht».

Derartige «Musikveranstaltungen» seien nicht gerade Alltag in der Region und eine Hochburg der Nazis sei man nun wirklich nicht. Allenfalls habe man «mit allerorts üblichen Hakenkreuz-Schmierereien zu tun». Bis jetzt. Nun ist zu ermitteln, wer in der Kneipe Berge von Kriegswaffen und Munition angehäuft hat und was mit ihnen geschehen sollte. Die Polizisten - man hatte eilig Sprengstoff-Spezialisten des Landeskriminalamtes hinzubeordert - fanden 30 Mordgeräte: Maschinenpistolen, Karabiner, ein Scharf-

Als Ende September im Bundestag über den erstarkenden Neofaschismus in Deutschland debattiert wurde und der Verfassungsschutz vor sich herausbildenden rechten Terrorstrukturen warnte, tönte Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU), man dürfe den Rechtsextremismus im Freistaat nicht überschätzen. Sachsen hätte sich als «völlig immun» erwiesen. «In Sachsen haben noch keine Häuser gebrannt, es ist auch noch niemand umgekommen.» Eine Behauptung, die er im «Fall Sebnitz» - gewürzt mit Medienbeschimpfung - wiederholte.

schützengewehr, Pistolen, Revolver... Dazu Munition, Übungs- und echte Handgranaten, Zündschnüre, Sprengstoff und Teile einer Werfergranate.

Wer das Arsenal, deren Inhalt zum Teil noch aus der Nazizeit stammt, angelegt hat, will man durch die Vernehmung eines 37 Jährigen erfahren. Der gelernte Schlosser lebt mit seiner Mutter im «Feldschlösschen», ist jedoch zur Zeit nicht vernehmungsfähig. Am Samstagabend hatte man ihn mit Verdacht auf Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert.

Der Fall im sächsischen Zschopau erinnert in vielem an die Vorgänge um die Nazi-Gruppe «Skinheads Sächsische Schweiz». Das verräterische Kürzel lautet: SSS. Bei einer von der Anti-Nazi-Truppe «Soko Rex» des LKA organisierten Razzia entdeckte man im Raum Pirna zwei Kilogramm Sprengstoff, Granaten, Raketenteile, Panzerfäuste, Pistolen, Patronen sowie weitere Waffen und militärisches Gerät. Der Nazi-Kampf-Truppe gehörten rund 100 Rechtsextremisten im Alter zwischen 16 und 28 Jahren an. Weitere 200 stehen in Reserve. Alle sind straff organisiert, man rekrutiert in aller Öffentlichkeit und sogar an Schulen.

Es handelt sich keineswegs um per spektivlose, geistig beschränkte Leute aus sozialem Abseits. Dem SSS-Verein gehörte ein Sozialarbeiter der Arbeiterwohlfahrt an, die NPD und deren gewählte Kommunalvertreter, Reps, Leute aus Burschenschaften und von der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen, von der DVU Dresden haben nicht nur lose Verbindungen zu Mitgliedern des Terror-Haufens.

Bei den 99er Kommunalwahlen errang die NPD deren Verbot nun von der Regierung, von der Mehrheit im Bundesrat und im Bundestag gefordert wird, beachtliche Einbrüche ins demokratische Gefüge. In Königstein wurden mit über 11 Prozent der Stimmen zwei Kommunalvertreter gewählt. Über fünf Prozent bekam die Nazi-Truppe in den Gemeinden Hirschfelde, Trebsen, Würzen, in Meißen, Riesa und im Kreis Sächsische Schweiz errang man ebenfalls Mandate. In der Landeshauptstadt kam sie immerhin auf 3,6 Prozent.

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