Versteinert drückte sich Birgit Prinz in ihren Sitz und sah im Augenwinkel, wie ein paar Meter neben ihr die Spielerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam auf den Rasen stürmten. Die Weltfußballerin des Jahres in Diensten des 1. FFC Frankfurt, wegen einer Rotsperre nur Bankdrückerin beim DFB-Pokalfinale, musste mit anschauen, wie Potsdams Kapitän Ariane Hingst nach dem 2:0-Erfolg den Pokal in den Berliner Abendhimmel reckte. Wie schon in den letzten beiden Jahren triumphierten die Turbine-Spielerinnen im Endspiel des Frauenpokals über die Frankfurterinnen.
Dabei hatte es lange Zeit nicht nach einer Fortsetzung der Serie ausgesehen. In der umkämpften Partie vor rund 20 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion bestimmte weitestgehend das Team aus Hessen das Geschehen und hatte durch Nia Künzer, Kerstin Garefrekes und Sandra Albertz zahlreiche Möglichkeiten zur Führung. »Wir haben Mist gespielt«, kommentierte der Potsdamer Trainer Bernd Schröder das Auftreten seiner Mannschaft, »aber man spielt auch immer nur so gut, wie der Gegner es zulässt.« Den Ausschlag zu Gunsten von Turbine brachten die Einwechslungen in der zweiten Halbzeit. Die kurz zuvor in die Partie gekommene Isabel Kerschowski erzielte in der 79. Minute das 1:0. Petra Wimbersky nutzte die anschließende Frankfurter Unsicherheit zum 2:0.
»Der Herrgott hat sein Füllhorn für uns ausgekippt«, dankte Schröder den Pokalerfolg einer höheren Fügung und mahnte sein Team im Hinblick auf den Rest der Saison: »Wir haben gespürt, dass uns Frankfurt im Nacken sitzt.« Das Duell der beiden derzeit besten Vereinsmannschaften in Europa wiederholt sich in den nächsten Wochen noch drei Mal. Am 14. Mai geht es in Potsdam um den Titel in der Bundesliga, in der Potsdam bei einem Spiel weniger mit einem Punkt Vorsprung auf die Frauen aus Hessen führt. Zudem treffen beide Teams am 20. und 27. Mai im UEFA-Cup-Finale aufeinander. »Wir haben gesehen, dass wir sie schlagen können«, bilanzierte der Frankfurter Coach Hans-Jürgen Tritschoks. Schröder ließ sich davon nicht beeindrucken und erklärte vor der versammelten Journalistenschar: »Wir holen alle drei Titel.«
Nach den Pflichtterminen bei Presse und Fernsehen verliessen die »Tor-Bienen« das Olympiastadion und fuhren nach Potsdam, um in der Diskothek »Nachtleben« ihren dritten DFB-Pokalsieg in Folge zu feiern. Den Franfurterinnen blieb nur die schnelle Heimreise. Am Montag stand schon das nächste Bundesligaspiel gegen Bayern München an, das sie mit 3:0 gewannen.
Turbine Potsdam: Angerer - Kuznik, Becher, Peter - Omilade, Hingst, Zietz, Carlson (63. Thomas) - Mittag (90. Podvorica), Pohlers (77. Kerschowski), Wimbersky.
1. FFC Frankfurt: Wissink - Tina Wunderlich, Künzer, Jones, Kliehm - Garefrekes, Hansen, Lingor, Affeld (77. Bartusiak) - Smisek (79. Barucha), Albertz (67. Weber)
Tore: 1:0 Kerschowski (79.), 2:0 Wimbersky (82.). Schiedsrichter: Anja Kunick (Lissa). Zuschauer: 20 000.
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