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  • Politik
  • ND-Interview mit Silvia Brendenal, Schaubude Berlin

Für kleine Kunst, nur kleines Geld?

  • Lesedauer: 3 Min.

? Kreist über Ihrem Haus in der Greifswalder Straße der Pleitegeier?

Die Schließung der Schaubude, der zentralen Spielstätte der Puppentheater Berlin, ist nicht beabsichtigt. Aber die Streichung der freien Projektmittel bedeutet den schleichenden Tod. Wenn ich nicht mehr produzieren kann, wie soll ich dann den Kunststandort behaupten?

? Wie ist die Situation?

Die vom Kultursenator auferlegte und vom Geschäftsführer der Berliner Kultur und Veranstaltungs-GmbH durchgesetzte Kürzung bedeutet, dass uns sämtliche flexiblen Projektmittel gestrichen wurden. Die Schaubude kann als Spielstätte fungieren, aber weder koproduzieren noch thematische Veranstaltungen oder Festivals bieten. Wobei der wichtigste Aspekt die Koproduktion ist, weil damit die Mittel in die Berliner Puppentheater fließen. Die innovative, die fördernde Funktion unseres Hauses ist eingeschränkt.

? Wie viel Geld brauchten Sie jährlich für ein gutes Programm?

Das beantworte ich gern: Um ein Programm nach meinen Vorstellungen machen zu können, brauchte ich 600 000 Mark. Wir haben einen Projektetat von 99 000 Mark. Gestrichen wurden davon 60 000. Die restlichen 39 000 reichen gerade, den Spielbetrieb des Theaters aufrechtzuerhalten. Uns stand immer wenig Geld zur Verfügung, trotzdem haben wir sehr viel bewirkt.

? Was konnte die Schaubude Publikum und Fachwelt bisher bieten?

20 Inszenierungen hat die Schaubude in unserer Spielzeit seit 1987 bis November 2000 koproduziert und unterstützt. Wir organisierten fünf kleine, aber internationale Festivals, hatten 15 nationale und internationale Gastspiele. Es gab dreimal Tage der Hochschule für Schauspielkunst in unserem Haus. Für deren Abteilung Puppenspielkunst sind wir ja wichtige Spielstättenpartner. Wir veranstalteten außerdem mehrere Symposien und thematische Projekte. Das ist doch für solch einen kleinen Etat beachtlich!

? Wie sehen die Besucherzahlen aus? Wir hatten seit September 1997 60 000

Besucher. Das bei einem großen Raum mit 146 Plätzen und der kleinen Spielstätte mit 50 Plätzen. Diese zweite Spielstätte ist ziemlich wichtig, weil wir bei den Inszenierungen für die jüngsten Zuschauer einen intimeren Rahmen brauchen. Die Schaubude hat bei den Kindervorstellungen eine Auslastung von 65,3 Prozent. In den Abendvorstellungen für Jugendliche und Erwachsene von 50 Prozent.

? Und wie entwickelte sich insbesondere der Zuspruch für Puppenspiel-Inszenierungen für Erwachsene?

Das war Neubeginn, nicht die Fortsetzung der Arbeit des ehemaligen Puppentheaters Berlin. Aber es gab einen kontinuierlichen Anstieg der Besucherzahl. Wir hatten anfangs nur eine Auslastung von 12 Prozent. Auch daran kann man beobachten, wie sich das Haus etabliert.

? Was haben Sie unternommen, um Ihre momentane Situation zu verbessern?

Das Wichtigste ist, dass ich den Kontakt mit den Politikern gesucht habe, die die Kürzungen verantwortet haben. Im Allgemeinen bin ich auf Verständnis gestoßen. Natürlich wurde mir immer das Ar gument entgegengehalten: Aber Sie wissen doch, es muss gekürzt werden... Klar, weiß ich, aber ich weiß auch, dass ein großes Theater mit anderer Beschäftigungsstrukur und anderer künstlerischen Struktur finanzielle Kürzungen einfacher abfangen kann als so eine kleine Schaubude. Wobei ich, mal abgesehen davon, natürlich der Meinung bin, dass Kultur überhaupt nicht gekürzt gehört, sondern gefördert. Aber da habe ich offensichtlich einen illusionistischen Standpunkt.

Fragen: Almut Schröter

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